Ber­lin: Mut­ter wer­den kos­tet Groß­teil des Einkommens

Kreißsaal - Aufschrift - Schild - Krankenhaus - Flur - Entbindungsraum Foto: Schild mit der Aufschrift "Kreißsaal" in einem Krankenhaus, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Kin­der zu bekom­men ist für Frau­en trotz ver­bes­ser­ter Betreu­ungs­an­ge­bo­te noch immer mit enor­men Ein­kom­mens­ein­bu­ßen verbunden.

Wäh­rend kin­der­lo­se Frau­en den Ein­kom­mens­rück­stand zu Män­nern mit der Zeit ver­klei­nert haben, klafft die Lücke zwi­schen Müt­tern und kin­der­lo­sen Frau­en immer grö­ßer. Das ist das zen­tra­le Ergeb­nis einer Stu­die der Ber­tels­mann-Stif­tung, die an die­sem Mon­tag ver­öf­fent­licht wird und über die die FAZ vor­ab berich­tet. Das soge­nann­te Lebens­er­werbs­ein­kom­men gehe im Schnitt „um rund 40 Pro­zent” zurück, wenn sich eine Frau für ein Kind ent­schei­de. Bekommt eine Frau drei oder mehr Kin­der, sei­en es gegen­über kin­der­lo­sen Frau­en sogar „fast 70 Prozent”.

Die Stu­die betrach­tet die Ein­kom­men, die Män­ner und Frau­en über ihr gesam­tes Berufs­le­ben hin­weg ver­die­nen. Eine frü­he­re Stu­die mit iden­ti­scher Metho­dik hat­te im Früh­jahr gezeigt, dass Män­ner über das Arbeits­le­ben hin­weg bei­nah dop­pelt so viel Geld ver­die­nen wie Frau­en. West­deut­sche Män­ner kom­men dem­nach vor­aus­sicht­lich auf 1,5 Mil­lio­nen Euro bis zu ihrem 60. Lebens­jahr, west­deut­sche Frau­en nur auf 830.000 Euro (in Prei­sen von 2015).

Erst­mals sei nun ermit­telt wor­den, wie sehr die­se Dis­kre­panz von der Ent­schei­dung für Nach­wuchs und der Kin­der­zahl abhängt. Kin­der­lo­se Frau­en, die 1982 in West­deutsch­land zur Welt kamen, wer­den der Simu­la­ti­ons­rech­nung zufol­ge vor­aus­sicht­lich 1,3 Mil­lio­nen Euro ver­die­nen und sich damit dem Ein­kom­men gleich­alt­ri­ger Män­ner annä­hern. Gleich­alt­ri­ge Müt­ter mit einem Kind ver­lie­ren dem­nach jedoch 43 Pro­zent im Ver­gleich zu kin­der­lo­sen Frau­en, ein zwei­tes Kind ver­grö­ße­re die Lücke auf 54 Pro­zent, ein drit­tes auf 68 Prozent.

Als Haupt­grund nen­nen die Ber­tels­mann-Autorin­nen, dass „trotz ande­rer Vor­stel­lun­gen, die die part­ner­schaft­li­che Arbeits­tei­lung befür­wor­ten – fak­tisch nach wie vor das Modell des männ­li­chen Ernäh­rers bezie­hungs­wei­se das Zuver­die­ner­in­nen­mo­dell domi­niert”. Weil das auch für die Jün­ge­ren gel­te, wer­de die Ein­kom­mens­lü­cke zwi­schen kin­der­lo­sen Frau­en und Müt­tern immer größer.

Einer­seits schlie­ßen Kin­der­lo­se dank guter Bil­dungs­ab­schlüs­se gestie­ge­ner Erwerbs­be­tei­li­gung lang­sam zu den Män­nern auf, Müt­ter tre­ten dage­gen auf der Stel­le. Frau­en, die Kin­der bekom­men, müss­ten des­halb heu­te viel höhe­ren Ein­bu­ßen gegen­über ande­ren Frau­en in neh­men als Frü­her. Bei Män­nern ist es genau umge­kehrt. Väter ver­die­nen der Stu­die zufol­ge im Leben bis zu 20 Pro­zent mehr als kin­der­lo­se Män­ner. Die Ber­tels­mann-Autorin­nen befürch­ten, dass sich die finan­zi­el­len Nach­tei­le der Müt­ter durch die Coro­na­kri­se nun noch ver­grö­ßern wer­den. „Redu­zier­te Arbeits­zeit, ver­mehr­te Für­sor­ge­ar­beit und ein gerin­ge­res Kurz­ar­bei­ter­geld sowie dro­hen­de Arbeits­platz­ver­lus­te wer­den vor allem Müt­ter tref­fen”. Was zu tun ist, sei klar: „Reform­vor­schlä­ge lie­gen seit Jah­ren auf dem Tisch”, sagt eine Autorin. „Gute Ganz­tags­schu­len und eine bes­se­re Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf sind genau­so wich­tig wie eine Reform des Ehe­gat­ten­split­tings und der Minijob-Regelungen”.

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