Der Bundesnachrichtendienst geht davon aus, dass sich der flüchtige ehemalige Wirecard-Manager Jan Marsalek in Moskau aufhält.
Dem BND liegen entsprechende Hinweise vor, die der Dienst als plausibel und glaubwürdig einschätzt, berichtet die „Welt”. BND-Präsident Bruno Kahl nannte demnach auch im geheimen Teil einer Befragung des Wirecard-Untersuchungsausschusses des Bundestages am 07. Mai 2021 die russische Hauptstadt als mutmaßlichen Aufenthaltsort des heute 41-jährigen Österreichers.
In einer Sonderveröffentlichung zur Ausschussarbeit verwiesen jüngst die Fraktionen von FDP, Linken und Grünen ebenfalls auf Russland. „Hinweisen zufolge wird Jan Marsalek in der Nähe Moskaus vermutet”, schrieben sie. Ähnlich steht es in einem noch unveröffentlichten Berichtsentwurf der Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD, über den die „Welt” berichtet. „Der Ausschuss geht davon aus”, heißt es dort, dass Marsalek über die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft „Kontakte zu russischen Nachrichtendiensten erlangte, die ihm auch bei seiner Flucht und seinem Untertauchen zu Gute kamen”.
Der FDP-Finanzexperte Florian Toncar unterstrich jetzt, dass es im Fall Marsalek weniger auf Erfolge der Zielfahndung ankomme, „sondern eher darauf, wie intensiv diplomatische Aktivitäten sind”. Es liege aber „in der Natur der Sache, dass diese diskret ablaufen müssen”, sagte Toncar der „Welt”. Die Grünen-Abgeordnete Lisa Paus sagte: „Der BND sollte sich um vorzeigbare Belege bemühen, dass Jan Marsalek sich in Moskau aufhält. Dann kann die Bundesregierung einen förmlichen Auslieferungsantrag stellen”.