Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Thomas Rauschenbach, hat vor zu viel Zwang und Pflicht bei der frühkindlichen Bildung gewarnt.
„Wir brauchen ganz sicher keine Kita-Pflicht”, sagte Rauschenbach dem „Handelsblatt” (Mittwochausgabe). Es gelinge hierzulande, das freiwillige Kita-Angebot so zu verbreiten, dass fast 95 Prozent aller Kinder erreicht würden.
Das sei ein toller Erfolg. Alles in allem gebe es nur noch wenige, die nicht hingingen. „Das Klischee, das seien vor allem Kinder, die es dringend nötig haben, etwa mit Migrationshintergrund, stimmt so pauschal nicht, das haben wir untersucht”, sagte der DJI-Direktor.
„In manchen Großstädten, meinetwegen Berlin, mag es türkische Communities geben, die es nicht für nötig halten, ihre Kinder in die Kita zu schicken”, räumte Rauschenbach ein. „Aber deshalb bundesweit eine Pflicht einzuführen, halte ich für stark überzogen.”
Derzeit beträgt die Betreuungsquote bei Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt 93,3 Prozent. Im Bereich der unter Dreijährigen liegt die Betreuungsquote nur bei gut 33 Prozent.
Eine Kita-Pflicht ab zwei Jahren kommt laut Rauschenbach jedoch erst recht nicht infrage: „Da gäbe es einen Aufstand in der Bevölkerung. Familien würden vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, weil sie eine Einschränkung ihres Erziehungsprivilegs sehen, das im Grundgesetz festgeschrieben ist.” Hier sollte die Politik weiterhin auf Überzeugung und Qualität setzen.