Die FDP hat der Bundesregierung wegen der Zunahme resistenter Keime „Tatenlosigkeit” vorgeworfen.
Das berichtet der „Tagesspiegel” (Mittwochsausgabe). Bei der Aufzucht von Masthühnern in Deutschland kommen demnach offenbar immer mehr sogenannte Panzerschrank-Antibiotika zum Einsatz.
Der Verbrauch dieser Mittel, die wegen starker Nebenwirkungen eigentlich nur für bei schwerste Infektionen reserviert sind, habe in der Hühnermast teilweise weiter zu genommen, bestätigte die Bundesregierung. Gleichzeitig sei ein Anstieg von multiresistenten Bakterien in der Lebensmittelkette von Putenfleisch zu beobachten, heißt es laut „Tagesspiegel” in der Antwort der Regierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion.
Der FDP-Abgeordnete und Professor für Infektiologie, Andrew Ullmann, nannte den Befund besorgniserregend. Zwar sei es erfreulich, „dass die Zahlen im Antibiotikaverbrauch allgemein nach unten zeigen”. Gleichzeitig schockierten ihn „Unkenntnis und teilweise auch Tatenlosigkeit” der Bundesregierung bei diesem gravierenden Problem. Unter anderem forderte Ullmann mehr Fachkompetenz in den Kliniken. „Dort braucht es festangestellte Hygienefachkräfte, und zwar flächendeckend”, sagte er dem „Tagesspiegel”. Zudem müsse es hierzulande endlich auch bundesweit Fachärzte für Infektiologie geben.
Den Regierungsangaben zufolge hat die Entwicklung von resistenten Darmkeimen – Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) – hierzulande „über die letzten vier Jahre signifikant zugenommen”. Im Gegenzug gingen die Infektionen mit dem Krankenhaus-Killerkeim MRSA weiter zurück. Die Gesamtabgabemenge von Antibiotika in der Masttierzucht sank zwischen 2014 und 2018 um mehr als 30 Prozent. Bei Masthühnern und Mastputen allerdings blieb der Verbrauch „nahezu unverändert” – und bei den verabreichten Reserve-Antibiotika für Masthühner ist der Anteil an der Verbrauchsmenge sogar gestiegen.