Thü­nen: Land­wir­te ent­sor­gen 10 bis 15 Pro­zent der ess­ba­ren Erdbeeren

Erdbeeren - Nüsse - Obst - Erdbeerblätter Foto: Sicht auf Erdbeeren, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Deut­sche Bau­ern ent­sor­gen aus wirt­schaft­li­chen Grün­den im Schnitt 10 bis 15 Pro­zent der genieß­ba­ren Erd­bee­ren pro Jahr.

Die­se bis­her unver­öf­fent­lich­te Schät­zung teil­te das bun­des­ei­ge­ne Thü­nen-Agrar­for­schungs­in­sti­tut auf Anfra­ge der „taz” (Diens­tags­aus­ga­be) mit. Nach einer Hoch­rech­nung der Zei­tung auf Grund­la­ge der Ern­te­men­ge im ver­gan­ge­nen Jahr ent­spricht der Anteil unge­fähr 14.000 bis 21.000 Tonnen.

Das sind so vie­le Erd­bee­ren, wie vier bis sechs Mil­lio­nen Durch­schnitts­ver­brau­cher in Deutsch­land im Jahr essen. Sol­che Früch­te wür­den kom­pos­tiert oder unter­ge­pflügt, sag­te Gar­ten­bau­in­ge­nieu­rin Sabi­ne Lud­wig-Ohm, die für das Insti­tut über Lebens­mit­tel­ver­lus­te bei Obst und Gemü­se geforscht hat. „Vie­le die­ser Erd­bee­ren gel­ten für den Ver­kauf als Frisch­wa­re im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del als nicht schön genug”, ergänz­te Ludwig-Ohm.

Wei­te­re Früch­te müss­ten ent­sorgt wer­den, wenn im Som­mer mehr Erd­bee­ren gleich­zei­tig reif als nach­ge­fragt wür­den. Theo­re­tisch könn­te das Obst mit opti­schen Män­geln oder der Über­schuss ein­ge­fro­ren und etwa zu Kon­fi­tü­re ver­ar­bei­tet wer­den. „Aber die Prei­se für Ver­ar­bei­tungs­wa­re lie­gen viel­fach unter den Ern­te­kos­ten in Deutsch­land”, so Ludwig-Ohm.

Das Thü­nen-Insti­tut hat­te im Rah­men eines For­schungs­pro­jekts über Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung 25 Fir­men befragt, die Erd­bee­ren anbau­en. „Dass gutes Obst und Gemü­se wegen irrer Nor­men und unmo­ra­li­schem Preis­dum­ping weg­ge­wor­fen wird, bevor es im Laden lan­det, ist geschmack­los”, sag­te der Ko-Vor­sit­zen­de der Grü­nen-Bun­des­tags­frak­ti­on, Anton Hof­rei­ter, der „taz”. Schön­heits­ide­al-Anfor­de­run­gen der Super­markt­ket­ten und EU-Han­dels­nor­men müss­ten „drin­gend über­ar­bei­tet” wer­den. Gro­ße Super­märk­te soll­ten auch ver­pflich­tet wer­den, ess­ba­re Lebens­mit­tel-Res­te kos­ten­los zur Ver­fü­gung zu stel­len. Zudem ver­lang­te der Grü­nen-Poli­ti­ker, gesetz­li­che Rege­lun­gen mit ver­bind­li­chen, bran­chen­spe­zi­fi­sche Reduk­ti­ons­zie­len auf sämt­li­chen Stu­fen der Wertschöpfungskette.

Jähr­lich wer­den in Deutsch­land – je nach Stu­die – 11 bis 18 Mil­lio­nen Ton­nen Lebens­mit­tel pro­du­ziert, aber nicht geges­sen. Das obe­re Ende der Span­ne ent­spricht der Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on WWF zufol­ge fast einem Drit­tel des Nah­rungs­mit­tel­ver­brauchs. Gleich­zei­tig hun­gern welt­weit 820 Mil­lio­nen Men­schen. Um die nicht ver­brauch­ten Lebens­mit­tel zu erzeu­gen, wer­den unnö­tig Res­sour­cen wie Boden, Was­ser und Ener­gie bean­sprucht. Die durch Lebens­mit­tel­ver­lus­te ver­ur­sach­ten Treib­haus­gas­emis­sio­nen betra­gen laut Umwelt­bun­des­amt cir­ca vier Pro­zent des gesam­ten deut­schen Ausstoßes.

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