Ryan­air: Ent­las­sun­gen von Mit­ar­bei­tern in Deutsch­land gedroht

Ryanair - Irische Billigfluggesellschaft - Flugzeug - Flughafen - Landebahn Foto: Sicht auf ein Ryanair-Flugzeug am Flughafen, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der iri­sche Bil­lig­flie­ger Ryan­air dringt auf nied­ri­ge­re Flug­ha­fen­ge­büh­ren und droht mit Ent­las­sun­gen bei den Flugbegleitern.

„Deut­sche Flug­hä­fen arbei­ten gene­rell mit sehr hohen Kos­ten. Sie müs­sen effi­zi­en­ter wer­den”, sag­te Ryan­air-Per­so­nal­chef Dar­rell Hug­hes dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Sams­tag­aus­ga­ben). So sei sein Unter­neh­men der­zeit in Gesprä­chen mit den Betrei­bern des Flug­ha­fens Hahn im Huns­rück, „um her­aus­zu­fin­den, wel­che Kos­ten­sen­kun­gen für uns mög­lich sind, um den Flug­be­trieb dort fort­zu­füh­ren”, so der Manager.

Der iri­sche Bil­lig­flie­ger hat­te bereits im Juli ange­kün­digt, Hahn als Sta­tio­nie­rungs­ba­sis für meh­re­re Flug­zeu­ge auf­zu­ge­ben. „Wir haben im Moment aber kei­ne Plä­ne, den Flug­be­trieb in Hahn oder in Weeze kom­plett ein­zu­stel­len”, sag­te Hug­hes. Der Flug­ha­fen im nie­der­rhei­ni­schen Weeze steht aller­dings als Basis eben­falls zur Dis­po­si­ti­on. Bei­de Stand­or­te könn­ten aber auch in Zukunft noch von Maschi­nen ange­flo­gen wer­den, die anders­wo sta­tio­niert sind.

Am Don­ners­tag hat­te Ryan­air ange­kün­digt, sich mit Beginn des Win­ter­flug­plans am 24. Okto­ber 2020 vom Düs­sel­dor­fer Flug­ha­fen kom­plett zurück­zu­zie­hen. 200 Beschäf­tig­te ver­lie­ren ihre Jobs. Als Grund nann­te das Unter­neh­men die hohen Gebüh­ren am größ­ten Air­port in NRW. Hin­ter­grund sind auch die mas­si­ven Ein­nah­me-Ein­brü­che bei allen Flug­li­ni­en durch die Coro­na-Pan­de­mie. Auch die Arbeits­plät­ze für deut­sche Kabi­nen-Crews bei der in Deutsch­land ope­rie­ren­den Ryan­air-Toch­ter Mal­ta Air sind durch die Coro­na­kri­se in gro­ßer Zahl gefährdet.

Ver­hand­lun­gen mit der Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft Ver­di über eine Beschäf­ti­gungs­si­che­rung wur­den Ende August ohne Ergeb­nis abge­bro­chen. Der Ryan­air-Mana­ger sag­te den­noch: „Unse­re Tür ist immer offen.” Man habe aber bereits drei Mona­te ver­han­delt. „Und wir haben nicht die Zeit, noch wei­te­re drei Mona­te zu ver­han­deln.” Laut Ver­di hat das Ryan­air-Manage­ment Teil­zeit-Rege­lun­gen vor­ge­schla­gen, die nicht akzep­ta­bel sei­en, da sie das Ein­kom­men der Beschäf­tig­ten um mehr als 50 Pro­zent redu­zie­ren könn­ten – also unter­halb des Arbeits­lo­sen­gel­des lie­gen, das bei einer Kün­di­gung gezahlt wird.

Der Per­so­nal­chef der Air­line sag­te dem RND: „Wir haben vor­ge­schla­gen, die Gehäl­ter zwi­schen fünf und zehn Pro­zent abzu­sen­ken. Nach vier Jah­ren wol­len wir auf das vor­he­ri­ge Niveau zurück­keh­ren”. Zudem wol­le man die Arbeit neu ver­tei­len – als Alter­na­ti­ve zu Ent­las­sun­gen. Mit mehr als 90 Pro­zent der Kabi­nen-Crews in Euro­pa sei­en sol­che Ver­ein­ba­run­gen bereits abge­schlos­sen wor­den. Er ver­ste­he, dass Gehalts­ein­bu­ßen für Flug­be­glei­ter her­aus­for­dernd sei­en, so Hug­hes: „Aber wir haben gera­de eine sehr her­aus­for­dern­de Situa­ti­on. Des­halb wer­den wir an Ent­las­sun­gen von Kabi­nen-Mit­ar­bei­tern in die­sem Win­ter mög­li­cher­wei­se nicht vorbeikommen”.

Kri­tik übte Ryan­air auch an der Bun­des­agen­tur für Arbeit (BA). Obwohl die Air­line mit den deut­schen Pilo­ten eine Eini­gung über Gehalts­kür­zun­gen im Zuge der Coro­na­kri­se erzielt hat, ver­wei­gert die Arbeits­agen­tur ihnen das Kurz­ar­bei­ter­geld. Bei Mal­ta Air han­de­le es sich nicht um ein deut­schen Unter­neh­men, so die Begrün­dung. Hug­hes sag­te dem RND dazu: „Für uns ist das Ver­hal­ten der BA völ­lig unver­ständ­lich. Die Pilo­ten leben in Deutsch­land, sie keh­ren nach ihrem Arbeits­tag zu einem deut­schen Flug­ha­fen zurück.” Sie sei­en in Deutsch­land ange­stellt, zahl­ten deut­sche Steu­ern und in die deut­sche Sozi­al­ver­si­che­rung ein. Die Iren wol­len die Ange­le­gen­heit nun vor Gericht klä­ren lassen.

Auch gegen das Hilfs­pa­ket für den Kon­kur­ren­ten Luft­han­sa pro­tes­tier­te der Ryan­air-Mana­ger: Es ist neun Mil­li­ar­den Euro schwer und der Staat steht dafür gera­de. „Luft­han­sa ist abhän­gig von der staat­li­chen Hil­fen wie ein Süch­ti­ger von sei­ner Dro­ge abhän­gig ist”, sag­te er dem RND. „Der deut­sche Steu­er­zah­ler bezahlt für die Inef­fi­zi­enz der Luft­han­sa, die nicht so arbei­tet, wie eine moder­ne Flug­ge­sell­schaft arbei­ten müss­te.” Ryan­air habe gene­rell nichts gegen staat­li­che Hil­fen für Air­lines, wenn die­se Hil­fen nicht dis­kri­mi­nie­rend sei­en. Das kön­ne bei­spiels­wei­se in Form güns­ti­ger Kre­di­te oder in Form von Steu­er­ermä­ßi­gun­gen für alle Flug­ge­sell­schaf­ten umge­setzt wer­den. „Die Regie­run­gen in der EU suchen sich jetzt aber jeweils ihre natio­na­len Cham­pi­ons aus, die ganz nor­ma­le pri­va­te Unter­neh­men sind und nun mit Steu­er­geld voll­ge­pumpt wer­den”, sag­te Hughes.

Anmer­kun­gen zum Bei­trag? Hin­weis an die Redak­ti­on sen­den.