Umfra­ge: Seit Hartz IV wächst Angst vor sozia­lem Abstieg

S-Bahnhaltestelle - Köln Trimbornstraße - Unterführung - Köln-Kalk Foto: Unterführung der S-Bahnhaltestelle "Köln Trimbornstraße" (Köln-Kalk)

Bei der Mehr­zahl der Bun­des­bür­ger hat Hartz IV ein nega­ti­ves Image. Das zei­gen die Ergeb­nis­se einer Umfra­ge des Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tuts Infra­test dimap im Auf­trag des Hes­si­schen Rundfunks.

Dem­nach stim­men gut drei Vier­tel aller Befrag­ten der Aus­sa­ge zu, mit Hartz IV sei das Risi­ko gewach­sen, im Alter arm zu sein (76 Pro­zent). 65 Pro­zent sind der Mei­nung, dass die Angst vor sozia­lem Abstieg gewach­sen sei, seit es Hartz IV gibt.

Auch für die Ent­wick­lung des pre­kä­ren Arbeits­mark­tes macht die Mehr­zahl der Deut­schen Hartz IV mit ver­ant­wort­lich: Seit der Reform wür­den mehr Men­schen zu Nied­rig­löh­nen arbei­ten als vor­her. 66 Pro­zent, also zwei Drit­tel der Befrag­ten, glau­ben das.

Die Umfra­ge wur­de für die HR-Doku­men­ta­ti­on „Der Hartz-IV-Report” durch­ge­führt. Dabei wer­den Erfolgs­mel­dun­gen und Kri­tik an Hartz IV hin­ter­fragt. Die Argu­men­te für das Gelin­gen oder Schei­tern der Sozi­al- und Arbeits­markt­re­form erschei­nen 15 Jah­re nach deren Ein­füh­rung gegen­sätz­li­cher denn je.

Die in der Öffent­lich­keit immer wie­der vor­ge­tra­ge­nen Argu­men­te, wonach Hartz IV zu Wirt­schafts­wachs­tum und gerin­ge­rer Arbeits­lo­sig­keit bei­getra­gen habe, wer­den jeweils nur von einem Drit­tel der Bun­des­bür­ger geteilt. Danach stim­men nur 33 Pro­zent der Aus­sa­ge zu, Hartz IV habe die Arbeits­lo­sen­zah­len gesenkt, 34 Pro­zent mei­nen, dass Deutsch­land ohne Hartz IV wirt­schaft­lich heu­te nicht so gut daste­hen wür­de. Die Mehr­heit der Bun­des­bür­ger glaubt dage­gen den Erfolgs­mel­dun­gen nicht.

Die Soli­da­ri­tät mit Hartz-IV-Emp­fän­gern hat zudem kla­re Gren­zen. Für die gro­ße Mehr­heit der Befrag­ten gilt: Einer, der arbei­tet, muss immer mehr haben, als einer, der nicht arbei­tet. Die Deut­schen haben laut Umfra­ge eine genaue Vor­stel­lung davon, wo sich im staat­li­chen Sozi­al­sys­tem die Gerech­tig­keits­fra­ge stellt: Der Aus­sa­ge „Men­schen, die arbei­ten, müs­sen am Ende mehr in der Tasche haben als Hartz-IV-Emp­fän­ger” stimm­ten 94 Pro­zent der Befrag­ten zu.

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