Ber­lin: Deutsch­land nimmt meis­te Migran­ten aus Tür­kei auf

Flüchtlinge - Balkanroute - Bettlaken - Germany help - Menschen Foto: Flüchtlinge auf der Balkanroute, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Deutsch­land nimmt mit Abstand die meis­ten Migran­ten auf, die im Rah­men der EU-Tür­kei-Erklä­rung nach Euro­pa gebracht werden.

Nach Zah­len der EU-Kom­mis­si­on kamen 9.967 der ins­ge­samt 26.835 Migran­ten vom 4. April 2016 bis zum 16. März 2020 nach Deutsch­land – mehr als dop­pelt so vie­le wie nach Frank­reich, das an zwei­ter Stel­le der Auf­nah­me­län­der steht, berich­tet die „Welt” (Mitt­woch­aus­ga­be), die Zah­len zitiert das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um in einer Ant­wort an die FDP-Bun­des­tags­frak­ti­on. Dem­nach nah­men die Nie­der­lan­de im sel­ben Zeit­raum 4.571 Per­so­nen auf, Finn­land 1.964, Schwe­den 1.940 und Spa­ni­en 766. Öster­reich, Kroa­ti­en, Ita­li­en, Litau­en, Luxem­burg und Por­tu­gal betei­lig­ten sich mit Kon­tin­gen­ten im nied­ri­gen drei­stel­li­gen Bereich.

Zypern, Tsche­chi­en, Grie­chen­land, Ungarn, Irland, Polen, Rumä­ni­en und die Slo­wa­kei nah­men dem­nach kei­ne Flücht­lin­ge nach dem EU-Tür­kei-Deal auf. „Die Ent­schei­dung über die Auf­nah­men nach der EU-Tür­kei-Erklä­rung trifft jeder Mit­glied­staat eigen­stän­dig”, teil­te ein Spre­cher des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums auf Anfra­ge der Zei­tung mit. Aus Sicht der Bun­des­re­gie­rung sei die EU-Tür­kei-Erklä­rung „wei­ter­hin ein not­wen­di­ges und wich­ti­ges Instru­ment der Migra­ti­ons­ko­ope­ra­ti­on zwi­schen der EU und der Türkei”.

Die Tür­kei habe seit 2011 rund 3,7 Mil­lio­nen syri­sche Flücht­lin­ge auf­ge­nom­men und ver­sorgt – auch mit Unter­stüt­zung der EU. Die Ver­ein­ba­rung habe dazu bei­getra­gen, „dass die Zahl uner­laub­ter Grenz­über­trit­te ins­be­son­de­re an der See­gren­ze stark zurück­ge­gan­gen” sei.

Die FDP-Frak­ti­on kri­ti­siert die unglei­che Las­ten­ver­tei­lung bei der Flücht­lings­auf­nah­me. „Es kann nicht sein, dass alle Staa­ten von dem Rah­men­ab­kom­men mit der Tür­kei pro­fi­tie­ren, aber nur ein Teil hier­zu einen Bei­trag leis­tet”, sag­te der Außen­po­li­ti­ker Ulrich Lech­te, Vor­sit­zen­der des Bun­des­tags­un­ter­aus­schus­ses Ver­ein­te Natio­nen, inter­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen und Glo­ba­li­sie­rung. „Das Ver­ständ­nis der Koali­ti­on der Wil­li­gen gegen­über den Tritt­brett­fah­rern inner­halb der EU schwin­det zusehends”.

Deutsch­land müs­se im Rah­men der EU-Rats­prä­si­dent­schaft end­lich einen Vor­schlag unter­brei­ten. Die­ser kön­ne auch unter­schied­li­che Arten der Betei­li­gung berück­sich­ti­gen. „Einen Deal ohne Betei­li­gung aller EU-Staa­ten bei­spiels­wei­se durch Auf­nah­me von Flücht­lin­gen, Grenz­schutz der EU-Außen­gren­zen oder einem finan­zi­el­len Bei­trag wird es nicht geben”.