Ber­lin: Kabi­nett beschließt umstrit­te­ne Pflegereform

Rollstuhl - Rolli - Fahrstuhl - Hilfsmittel - Krankenhaus - Flur Foto: Sicht auf Rollstühle in einem Krankenhaus, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Nach lan­gem Streit hat die Bun­des­re­gie­rung die umstrit­te­ne Pfle­ge­re­form auf den Weg gebracht.

Das Kabi­nett gab am Mitt­woch grü­nes Licht für den Gesetz­ent­wurf aus dem Res­sort von Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn. Die Reform hat unter ande­rem das Ziel, dass künf­tig alle Pfle­ge­kräf­te nach Tarif bezahlt wer­den. Ab dem 01. Sep­tem­ber 2022 sol­len nur noch Pfle­ge­ein­rich­tun­gen zur Ver­sor­gung zuge­las­sen wer­den, die ihre Pfle­ge- und Betreu­ungs­kräf­te nach Tarif oder kir­chen­ar­beits­recht­li­chen Rege­lun­gen bezah­len oder min­des­tens in Höhe eines Tarif­ver­trags oder einer kir­chen­ar­beits­recht­li­chen Rege­lung ent­loh­nen. Pfle­ge­be­dürf­ti­ge sol­len dadurch aber nicht über­las­tet werden.

Neben der Tarif­treue­pflicht für Pfle­ge­ein­rich­tun­gen soll es dem­nach einen staat­li­chen Pfle­ge­zu­schuss für Heim­be­woh­ner geben. Ab 2022 soll der jähr­li­che Steu­er­zu­schuss für die Pfle­ge­ver­si­che­rung eine Mil­li­ar­de Euro betra­gen. Außer­dem wird der Bei­trags­zu­schlag für Kin­der­lo­se um 0,1 Pro­zent­punk­te ange­ho­ben. Für Heim­be­woh­ner soll die Pfle­ge­ver­si­che­rung bei der Ver­sor­gung im Pfle­ge­heim künf­tig neben dem nach Pfle­ge­grad dif­fe­ren­zier­ten Leis­tungs­be­trag einen Zuschlag zu den Pfle­ge­kos­ten zah­len, der mit der Dau­er der Pfle­ge steigt.

Im ers­ten Jahr trägt die Pfle­ge­kas­se fünf Pro­zent des pfle­ge­be­ding­ten Eigen­an­teils, im zwei­ten Jahr 25 Pro­zent, im drit­ten Jahr 45 Pro­zent und danach 70 Pro­zent. Ursprüng­lich war im ers­ten Jahr noch kei­ne Ent­las­tung vor­ge­se­hen, wobei die Zuschlä­ge ab dem drit­ten Jahr um fünf Pro­zent höher aus­fal­len sollten.

Hef­ti­ge Kri­tik an der Reform kam unter ande­rem von Sozi­al­ver­bän­den und Pati­en­ten­schüt­zern. So bezeich­ne­te VdK-Prä­si­den­tin Vere­na Ben­te­le die Plä­ne in den Zei­tun­gen der Fun­ke-Medi­en­grup­pe als „schlech­ten Witz auf Kos­ten der Schwächs­ten”. Der geplan­te Bun­des­zu­schuss sei unzureichend.