Die Zahl der illegalen Spielorte und der Problemgastronomie in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr stark angewachsen.
Das geht aus einer Feldstudie des Spielsuchtexperten Jürgen Trümper im Auftrag des Verbands „Die Deutsche Automatenwirtschaft” hervor, über die die „Rheinische Post” in ihrer Samstagausgabe berichtet. Trümper, der zugleich Geschäftsführer des Arbeitskreises Spielsucht ist, fand in 45 NRW-Kommunen an 261 Orten klare Verstöße gegen das Ordnungs- und Strafrecht. 217 der Spielstätten lassen sich als illegal qualifizieren, weil dort verbotene Geldspielgeräte wie Fungames aufgestellt oder mehr als zwei Automaten pro Gaststätte vorhanden sind. Beides untersagt die Spielverordnung. 44 Betriebe ordnete die Studie der Problemgastronomie zu, weil entweder Infomaterial über Spielsucht fehlte, die Glücksspielgeräte ohne Karte bespielbar waren oder ein Restaurantbetrieb nur zum Schein existierte.
Besonders die Fungames erleben nach Aussagen Trümpers eine neue Renaissance, nachdem sie durch verschärfte Kontrollmaßnahmen der Ordnungsämter fast verschwunden waren. Dabei handelt es sich um typische Geldspielgeräte, die dem Spieler erlauben, mehrere Aktionen gleichzeitig durchzuführen. Das erhöht die vermuteten Gewinnchancen und ist laut Experten für Spielsüchtige hochgefährlich, weil die Geldeinsätze nicht begrenzt sind. Diesen Trend bestätigen auch viele Gemeinden. „Jede dritte Kommune in NRW berichtet über illegale Spielgeräte bei Kontrollen des Ordnungsamts”, so Trümper. Die Zunahme illegaler Spieltätigkeit lässt sich laut Feldstudie auch bundesweit beobachten. Dort wurden 1.408 problematische Standorte in 13 Bundesländern und 150 Kommunen festgestellt. Die Untersuchung bezeichnete 968 Betriebe als illegal, in 626 standen die verbotenen Fungames-Geräte, in anderen wurde die Zahl der erlaubten Geldspielgeräte zum Teil deutlich überschritten. 480 Spielstätten zählte der Bericht zur Problemgastronomie.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht im illegalen Glücksspiel durchaus ein ernstes Problem. „Es finden verstärkt Durchsuchungen in Privatwohnungen, Vereinen, Gaststätten und anderen Räumen statt, an denen sowohl die Polizei als auch Vertreter der Ordnungsämter beteiligt sind”, sagte ein Sprecher der Redaktion. Grundsätzlich seien aber die Kommunen dafür zuständig, gegen illegales Glücksspiel vorzugehen.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt hält dagegen die Liberalisierung des Glücksspielmarkts für eine Ursache der Zunahme illegaler Aktivitäten. „Das Umsetzungsgesetz zum Glücksspielstaatsvertrag der Landesregierung hat eine Öffnung des legalen Markes zur Folge, in dessen Fahrwasser sich aufgrund fehlender Kontrollen illegale Angebote offensichtlich häufen”, kritisierte die Sprecherin der SPD im Hauptausschuss des Landtags.