Ber­lin: Mehr als 1.000 Bahn­hö­fe sind nicht barrierefrei

Centro Hotel Kommerz - Musical Dome - Busbahnhof - Breslauer Platz - Köln-Hauptbahnhof - Bahnsteig 11/12 - S-Bahnsteig - Köln-Innenstadt/Altstadt-Nord Foto: Sicht auf das Hotel "Centro Hotel Kommerz" und dem Musical Dome vom S-Bahnsteig aus (Köln-Innenstadt)

Jeder fünf­te Bahn­hof in Deutsch­land ist für Kin­der­wa­gen, Senio­ren und Roll­stuhl­fah­rer nicht oder nur schwer zugänglich.

Laut Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um sind mehr als 1.000 der rund 5.700 Bahn­hö­fe der Deut­schen Bahn der­zeit nicht bar­rie­re­frei, geht aus einer Ant­wort des Minis­te­ri­ums auf eine Anfra­ge der FDP her­vor, über die die Zei­tun­gen des „Redak­ti­ons­netz­werks Deutsch­land” in ihren Sonn­tag­aus­ga­ben berich­ten. Das ent­spricht 22 Pro­zent aller Bahn­sta­tio­nen. Dem­nach betrei­ben das Staats­un­ter­neh­men und sei­ne Able­ger rund 5.700 Bahn­hö­fe in Deutsch­land. „78 Pro­zent aller Bahn­hö­fe sind stu­fen­frei erreich­bar”, schreibt das Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um. Pro Jahr baut die Bahn nach eige­nen Anga­ben durch­schnitt­lich 100 wei­te­re Sta­tio­nen bar­rie­re­frei um.

Der FDP-Ver­kehrs­po­li­ti­ker Tors­ten Herbst sieht die Zah­len als „alar­mie­rend” an: „Die Deut­sche Bahn muss end­lich ihre Bemü­hun­gen inten­si­vie­ren und per­spek­ti­visch alle Bahn­hö­fe bar­rie­re­frei aus­bau­en”, sag­te Herbst dem RND. „Gera­de mit Hin­blick auf eine immer älter wer­den­de Gesell­schaft müs­sen bei der Bahn die Vor­aus­set­zun­gen für eine best­mög­li­che Mobi­li­tät aller Fahr­gäs­te geschaf­fen wer­den.” Ohne Bar­rie­re­frei­heit sei nicht nur die Mobi­li­tät behin­der­ter Men­schen ein­ge­schränkt, son­dern auch die von Senio­ren, Fahr­gäs­ten mit Kin­der­wa­gen und Rad­fah­rern, sag­te er.

Auch blin­de und seh­be­hin­der­te Pas­sa­gie­re stellt der Zustand der deut­schen Bahn­hö­fe dem­nach oft vor Pro­ble­me: Mehr als 3.900 – oder 43 Pro­zent – der 9.234 Bahn­stei­ge fehlt ein Leit­sys­tem für Seh­be­hin­der­te, heißt es in dem Schrei­ben. Die Deut­sche Bahn AG schätzt die Höhe der Um- und Aus­bau­kos­ten von bar­rie­re­frei­en Bahn­hö­fen und Bahn­an­la­gen in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren auf durch­schnitt­lich 150 Mil­lio­nen Euro pro Jahr – kann aber nicht auf­schlüs­seln, wie hoch dar­an der Anteil zur Ver­bes­se­rung der Bar­rie­re­frei­heit war.

Laut Minis­te­ri­um wer­den jedoch „für die Her­stel­lung von Bar­rie­re­frei­heit erheb­li­che Bun­des­mit­tel zur Ver­fü­gung gestellt”. Der Anteil bar­rie­re­frei­er und weit­ge­hend bar­rie­re­frei­er Züge an der Gesamt­flot­te hat sich laut den Anga­ben durch Neu­an­schaf­fung und Moder­ni­sie­rung in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren fast ver­dop­pelt, heißt es weiter.

Nach Bahn-Anga­ben ver­fü­gen inzwi­schen 90 Pro­zent der moder­nen Trieb­fahr­zeu­ge über Ein- und Aus­stiegs­hil­fen für geh­be­hin­der­te Pas­sa­gie­re. Bei den Zügen, die mit sepa­ra­ten Loko­mo­ti­ven ange­trie­ben wer­den, liegt der Anteil dem­nach bei 80 Pro­zent. Das Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um führt zudem aus, dass sich die Zahl der bar­rie­re­frei­en Toi­let­ten an den Bahn­hö­fen in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren mehr als ver­dop­pelt hat.

Schlech­ter ist die Ent­wick­lung inner­halb der Fern­zü­ge: Die durch­schnitt­li­che Ver­füg­bar­keit von Toi­let­ten in Fern­zü­gen der Deut­schen Bahn ist in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ste­tig gesun­ken und lag 2019 bei 95 Prozent.

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