Deut­sche Bahn: Bord­re­stau­rants gel­ten als Staatsgeheimnis

ICE - Bahngleise - Deutsche Bahn Foto: Ein ICE der deutschen Bahn, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Bun­des­re­gie­rung hat Infor­ma­tio­nen über die Funk­ti­ons­fä­hig­keit von Bord­re­stau­rants in Fern­ver­kehrs­zü­gen der Deut­schen Bahn als ver­trau­li­che Ver­schluss­sa­che eingestuft.

Das geht aus einem Schrift­wech­sel des FDP-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Tors­ten Herbst mit dem Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für den Schie­nen­ver­kehr, Enak Fer­le­mann, her­vor. Die „Welt am Sonn­tag” berich­tet darüber.

Zuvor hat­te der FDP-Poli­ti­ker um Infor­ma­tio­nen gebe­ten, wel­chen Anteil aller Stre­cken die Fern­zü­ge der Deut­schen Bahn AG seit 2016 mit geschlos­se­nem oder nicht voll­stän­dig funk­ti­ons­fä­hi­gen Bord­re­stau­rant erbracht haben. Zudem woll­te der Abge­ord­ne­te wis­sen, wel­che Ein­nah­men die Bahn im sel­ben Zeit­raum durch den Betrieb der Restau­rants erzielt hat. Dar­aus lie­ßen sich etwa die ent­gan­ge­nen Ein­nah­men des Eisen­bahn­kon­zerns ableiten.

Fer­le­mann ver­wei­gert die Infor­ma­tio­nen aller­dings, „weil sie ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Betriebs- und Geschäfts­ge­heim­nis­se der betrof­fe­nen Unter­neh­men berüh­ren.” Die­se beträ­fen auch das „fis­ka­li­sche Inter­es­se des Bun­des”. Die Offen­le­gung wür­de das wirt­schaft­li­che Han­deln der Bahn „deut­lich beein­träch­ti­gen und könn­te erheb­li­che Wett­be­werbs­nach­tei­le nach sich zie­hen”. Kon­kur­rie­ren­de Anbie­ter und Lie­fe­ran­ten könn­ten das gewon­ne­ne Wis­sen ausnutzen.

Als Reak­ti­on auf die Anfra­ge hat die Bun­des­re­gie­rung unter Abwä­gung des par­la­men­ta­ri­schen Aus­kunfts­an­spruchs und dem Schutz der Bahn-Geheim­nis­se „die erbe­te­nen Infor­ma­tio­nen als VS-Ver­trau­lich ein­ge­stuft”, heißt es in dem Schrei­ben wei­ter. Das bedeu­tet, die Kennt­nis­nah­me durch Unbe­fug­te wäre für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land schäd­lich. Die Ant­wort der Regie­rung sei des­halb in der Geheim­schutz­stel­le des Bun­des­ta­ges hin­ter­legt worden.

„Infor­ma­tio­nen über funk­ti­ons­fä­hi­ge Bord­re­stau­rants der Bahn qua­si als Staats­ge­heim­nis­se ein­zu­stu­fen, ist ein­fach nur gro­tesk. Man gewinnt den Ein­druck, als ob sich Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter Andre­as Scheu­er schüt­zend vor sei­nen Staats­kon­zern stel­len muss, um die­sen vor nega­ti­ven Schlag­zei­len zu bewah­ren”, sag­te Tors­ten Herbst der „Welt am Sonn­tag”. Das Vor­ge­hen sei weder im Inter­es­se der Kun­den noch wer­de das Minis­te­ri­um den Kon­troll­rech­ten des Par­la­ments gerecht. Dem CSU-geführ­ten Minis­te­ri­um „ist offen­sicht­lich das Kaschie­ren von Miss­stän­den wich­ti­ger als ein für Fahr­gäs­te attrak­ti­ves Bahnunternehmen”.

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