In Deutschland musste mehr Impfstoff wegen der Überschreitung der Haltbarkeitsfristen vernichtet werden als bisher befürchtet.
Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des Unions-Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger hervor, über die das „Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Sonntagausgaben) berichtet. Danach verfielen zwischen Dezember 2021 und Ende Juni 2022 insgesamt 3,9 Millionen Dosen – „auf unterschiedlichen Stufen der logistischen Lieferkette”, schrieb Gesundheitsstaatssekretär Edgar Franke in der Antwort. Betroffen war danach ausschließlich Impfstoff des US-Pharmakonzerns Moderna. Im April war das Gesundheitsministeriums noch davon ausgegangen, dass bis Ende Juni drei Millionen Dosen die Vernichtung droht. Franke machte deutlich, dass die Zahl der verfallenen Dosen sogar noch höher liegen könnte. Denn die Daten über den Verwurf lägen der Regierung nur insoweit vor, wie diese von den Ärzten oder Apotheken an den pharmazeutischen Großhandel zurückgemeldet würden, heißt es in seiner Antwort.
Den Angaben der Regierung zufolge wurde von den zwischen Dezember 2021 und Ende Juni 2022 von Deutschland bestellten und teilweise ausgelieferten 134,3 Millionen Impfstoffdosen keine einzige Dose gespendet. Die internationale Impfstoffallianz Gavi hatte erklärt, derzeit keine Spenden mehr anzunehmen, da es keinen Bedarf gebe. Pilsinger übte scharfe Kritik. „Es schockiert mich, dass erneut mehr Impfstoff als erwartet verworfen wurde. Besonders in Zeiten knapper Kassen und Inflation darf der Staat das Steuergeld der Bürger nicht sinnlos zum Fenster hinauswerfen”, sagte er dem RND. Es zeige sich einmal mehr, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Theoretiker sei und kein Praktiker. „Er sitzt auf einem wachsenden Berg von Impfstoff, der zu verfallen droht”, so Pilsinger. Vor Corona warnen reiche allein nicht. „Jetzt ist echtes Handeln erforderlich”, verlangte der CSU-Gesundheitspolitiker.