ZdJ: Josef Schus­ter for­dert Ablö­sung von Hol­ger Stahlknecht

Zentralrat der Juden in Deutschland - Religiöse Organisation - Tucholskystraße - Berlin Foto: Zentralrat der Juden in Deutschland (Berlin), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der Prä­si­dent des Zen­tral­rats der Juden in Deutsch­land hat die Ablö­sung des Innen­mi­nis­ters von Sach­sen-Anhalt Hol­ger Stahl­knecht nahegelegt.

Wie das „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Mot­nags­aus­ga­be) berich­tet, sind sei­ne jüngs­ten Äuße­run­gen über die Bewa­chung jüdi­scher Ein­rich­tun­gen in dem Bun­des­land und dabei angeb­lich ent­ste­hen­de per­so­nel­le Eng­päs­se bei der Poli­zei der Grund dafür. „Mit sei­nen Äuße­run­gen sug­ge­riert Minis­ter Stahl­knecht, Juden sei­en schuld dar­an, wenn sich die Poli­zei um die Belan­ge der übri­gen Bevöl­ke­rung nicht mehr ange­mes­sen küm­mern kön­ne”, sag­te Josef Schus­ter dem „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” und füg­te hin­zu: „Ein Lan­des­in­nen­mi­nis­ter scheut sich nicht, Juden als pri­vi­le­giert dar­zu­stel­len und sie gegen ande­re Bevöl­ke­rungs­grup­pen aus­zu­spie­len. Damit beför­dert er Anti­se­mi­tis­mus. Das ist ein Armuts­zeug­nis”. Eine sol­che Ein­stel­lung mache den Zen­tral­rat nach dem Anschlag von Hal­le und dem jüngs­ten anti­se­mi­ti­schen Angriff in Ham­burg „fas­sungs­los”, so des­sen Prä­si­dent. „Es stellt sich die Fra­ge, ob Hol­ger Stahl­knecht wei­ter für das Amt des Innen­mi­nis­ters geeig­net ist”.

Stahl­knecht hat­te am Frei­tag das Poli­zei­re­vier Des­sau-Roß­lau besucht, aus dem sich meh­re­re Beam­te coro­nabe­dingt in häus­li­cher Qua­ran­tä­ne befin­den. Dabei war auch davon die Rede, dass das gegen­über Hal­le und Mag­de­burg ver­gleichs­wei­se klei­ne Revier nach eige­nen Anga­ben seit dem Atten­tat auf die Syn­ago­ge von Hal­le im ver­gan­ge­nen Jahr monat­lich 1.500 Arbeits­stun­den zusätz­lich leis­tet, um die Bewa­chung jüdi­scher Ein­rich­tun­gen in Des­sau abzu­si­chern. Es kön­ne des­halb sein, dass die Poli­zei nicht bei jeder ande­ren Anfor­de­rung pünkt­lich zur Stel­le sei, sag­te Stahl­knecht. Der CDU-Poli­ti­ker erklär­te wört­lich: „Die­se 1.500 Stun­den feh­len woan­ders.” Fer­ner erin­ner­te er dar­an, dass sein vor Mona­ten erfolg­ter Vor­stoß, neben Beam­ten auch zivi­le Wach­leu­te für die Bewa­chung der jüdi­schen Ein­rich­tun­gen ein­zu­set­zen, im Land­tag geschei­tert sei.

Die Kri­tik Schus­ters an Stahl­knecht hat eine Vor­ge­schich­te. Nach dem Angriff auf die unbe­wach­te Syn­ago­ge, der an einer Holz­tür schei­ter­te, hat­te Stahl­knecht gesagt, die Beam­ten hät­ten „gute Arbeit” geleis­tet. Und eine „unre­gel­mä­ßi­ge Bestrei­fung” der Syn­ago­ge habe der Gefähr­dungs­be­wer­tung des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes ent­spro­chen. Die Poli­zei sei zudem Bit­ten der jüdi­schen Gemein­de um Schutz stets nach­ge­kom­men. Schus­ter nann­te die­se Äuße­run­gen damals „irri­tie­rend” und sag­te: „Bei einer der­art unkri­ti­schen Bewer­tung muss man sich zwangs­läu­fig die Fra­ge stel­len, ob die Bereit­schaft besteht, aus began­ge­nen Feh­lern Leh­ren zu zie­hen und struk­tu­rel­le Ände­run­gen bei den Sicher­heits­be­hör­den vor­zu­neh­men.” Schus­ter und der Vor­sit­zen­de der jüdi­schen Gemein­de in Hal­le, Max Pri­vor­oz­ki, beklag­ten fer­ner, der Gemein­de sei erbe­te­ner Poli­zei­schutz stets ver­sagt worden.

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