Ber­lin: Finanz­mi­nis­ter will Groß­un­ter­neh­men not­falls verstaatlichen

Ruhrgebiet - Stadt - Häuser - Wolken - Hügel Foto: Sicht auf eine Stadt im Ruhrgebiet, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Bun­des­re­gie­rung will in der Coro­na-Kri­se Groß­un­ter­neh­men not­falls auch durch Ver­staat­li­chun­gen retten.

Gera­ten deut­sche Fir­men in eine exis­ten­zi­el­le Schief­la­ge, kann die Bun­des­re­gie­rung sie über eine Kapi­tal­sprit­ze sichern, wie aus dem Gesetz­ent­wurf von Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter Olaf Scholz (SPD) her­vor­geht, über den die „Welt am Sonn­tag” berich­tet. Gleich­zei­tig müss­te die Fir­ma dafür Kapi­tal­an­tei­le an den Bund abtre­ten. De fac­to wür­de sie damit teil- oder voll­ver­staat­licht. Spä­ter, wenn die Kri­se vor­bei ist, sol­len die­se Betei­li­gun­gen wie­der pri­va­ti­siert wer­den. Finanz­kon­zer­ne aller­dings fal­len nicht unter die­sen Rettungsschirm.

Der so genann­te Wirt­schafts­sta­bi­li­sie­rungs­fonds (WSF) soll, nach jet­zi­ger Pla­nung, Unter­neh­men mit min­des­tens 2.000 Arbeit­neh­mern und min­des­tens 320 Mil­lio­nen Euro Jah­res­um­satz unter die Arme grei­fen, wenn sie wegen der Kri­se in eine wirt­schaft­li­che Schief­la­ge gera­ten. Der Fonds wird dem­nach ein Gesamt­vo­lu­men von 600 Mil­li­ar­den Euro haben.

Mit 400 Mil­li­ar­den Euro kann der WSF Schuld­ti­tel und Ver­bind­lich­kei­ten von Unter­neh­men über­neh­men, die um Hil­fe bit­ten. 100 Mil­li­ar­den Euro will Scholz für Kre­dit­er­mäch­ti­gun­gen für Betei­li­gungs­maß­nah­men an den Fir­men in den Fonds packen, wei­te­re 100 Mil­li­ar­den Euro für Son­der­pro­gram­me der staat­li­chen Ban­ken­grup­pe KfW im Zuge der Corona-Krise.

Der Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter ver­spricht sich von die­ser Unter­stüt­zung unter ande­rem, dass die betrof­fe­nen Fir­men bei den Ban­ken kre­dit­wür­dig blei­ben und nicht durch Liqui­di­täts­eng­päs­se in die Zah­lungs­un­fä­hig­keit rut­schen. Dem Bund selbst ent­stün­den vor­erst kei­ne Haus­halts­aus­ga­ben, heißt es im Ent­wurf. Aller­dings füh­re die Kre­dit­auf­nah­me zur Refi­nan­zie­rung des Fonds zu einer höhe­ren Verschuldung.

Da der Fonds Betei­li­gun­gen an Unter­neh­men erwer­ben kön­ne und Garan­tie­prä­mi­en erhe­ben, dürf­te die Belas­tung der öffent­li­chen Haus­hal­te begrenzt blei­ben, hofft das Finanz­mi­nis­te­ri­um. „Selbst wenn man die gesam­ten bis­he­ri­gen Hilfs­pro­gram­me wegen der Coro­na-Kri­se zusam­men­rech­net, bewe­gen wir uns in einer akzep­ta­blen Ver­schul­dungs­quo­te”, hieß es aus Regierungskreisen.

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