Ber­lin: Land­krei­se for­dern Namen und Orts­da­ten aus Corona-App

iPhone - Smartphone - Person - Smartphone-Nutzerin - Apple Foto: Sicht auf eine iPhone-Nutzerin, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Kom­mu­nen in Deutsch­land wol­len mit der geplan­ten Coro­na-App viel mehr Daten sam­meln, als bis­lang eigent­lich geplant.

In einem Brief an die Bun­des­re­gie­rung for­dert der Deut­sche Land­kreis­tag, dass eine App auch „die Kon­takt­da­ten der betrof­fe­nen Per­so­nen sowie die ört­li­chen und zeit­li­chen Gege­ben­hei­ten” an die Behör­den über­mit­teln sol­le. Die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung” zitiert aus dem Brief an Kanz­ler­amts­mi­nis­ter Hel­ge Braun und Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (bei­de CDU).

Bis­lang soll­te die App nur den anony­men Nut­zer der App über den Ver­dacht einer Infek­ti­on infor­mie­ren. „Bei der Rück­ver­fol­gung von Infek­ti­ons­ket­ten kommt es ganz ent­schei­dend dar­auf an, dass das Gesund­heits­amt weiß, wann und wo Kon­tak­te mit Infi­zier­ten statt­ge­fun­den haben. Daher brau­chen die Gesund­heits­äm­ter auch die­se Infor­ma­tio­nen”, sag­te der Prä­si­dent des Land­kreis­ta­ges, Rein­hard Sager, der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung”. Er ver­langt, die Land­krei­se an der Ent­wick­lung der App zu betei­li­gen. Auch Städ­te wie Mün­chen lieb­äu­geln mit einer auto­ma­ti­sier­ten Wei­ter­lei­tung von Daten an die Behörden.

Eine „auto­ma­ti­sier­te Mel­dung” ans Gesund­heits­amt von Per­so­nen, die einen „infek­ti­ons­re­le­van­ten Kon­takt” hat­ten, wür­de „viel kost­ba­re Zeit spa­ren” und hel­fen, „Infek­ti­ons­ket­ten früh­zei­tig zu durch­bre­chen”, sag­te eine städ­ti­sche Gesund­heits­re­fe­ren­tin. Die App soll also mit dem Gesund­heits­amt ver­bun­den sein und Klar­na­men senden.

In Nord­rhein-West­fa­len wird ein Zwang zur App erwo­gen. Der Vor­sit­zen­de des Gesund­heits­aus­schus­ses des dor­ti­gen Städ­te­ta­ges, Andre­as Mey­er-Falcke, sagt über die App: „Wenn ich das frei­wil­lig mache, okay, aber damit die App wirk­lich Sinn hat, müss­te man die eigent­lich ver­pflich­tend machen. Dafür braucht es eine gesetz­li­che Grund­la­ge, die müss­te der Bund schaffen”.

Kanz­ler­amts­mi­nis­ter Hel­ge Braun reagiert mit Ver­ständ­nis auf den Wunsch der Kom­mu­nen nach Betei­li­gung. Einer Samm­lung von Namen oder Orten erteil­te er aber eine Absa­ge. „Es dür­fen kei­ne per­so­na­li­sier­ten Daten erho­ben wer­den, und es erfolgt kei­ne Nach­ver­fol­gung von Aus­gangs­be­schrän­kun­gen, Bewe­gungs­pro­fi­len oder Auf­ent­halts­or­ten”, sag­te Braun die­ser Zei­tung. Das ste­he „außer Frage”.

Der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Uni­ons­frak­ti­on Georg Nüß­lein sag­te über den Brief des Land­kreis­ta­ges: „Das ist indis­ku­ta­bel”. Und wei­ter: „Die App wird kei­ne Arbeits­ver­ein­fa­chung für die Behör­den brin­gen. Das ist nicht die Idee hin­ter der Geschich­te.” Nüß­lein kri­ti­sier­te den Vor­stoß des Land­kreis­ta­ges. „Die sol­len jetzt mal auf­hö­ren. Sonst machen wir so lan­ge eine Rie­sen­num­mer aus der App-Geschich­te, bis es kei­ne App gibt”.

Beim Koali­ti­ons­part­ner, der SPD, wur­de eben­falls kri­tisch reagiert. „Sagen wir mal so: Ich kann aus deren Sicht ver­ste­hen, was sie sich wün­schen”, sag­te der SPD-Digi­tal­po­li­ti­ker Jens Zim­mer­mann über die Kom­mu­nen. „Aber wir sind hier nicht bei „Wünsch dir was”.” Der Städ­te­tag kri­ti­sier­te die gro­ße Zahl ver­schie­de­ner Apps, die dis­ku­tiert wird. Das sei für die Bür­ger „ver­wir­rend und damit wenig ver­trau­ens­bil­dend”, sag­te der Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Städ­te­ta­ges, Hel­mut Dedy. Wie der Land­kreis­tag for­der­te auch Dedy eine Betei­li­gung der Kom­mu­nen an der Ent­wick­lung der App.

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