Poli­tik: Kri­ti­kos warnt vor fal­schen Reak­tio­nen auf AfD-Wahlerfolge

Alternative für Deutschland - AfD - Plakat - Büro Foto: Ausgedrucktes Plakat von der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der For­schungs­di­rek­tor am Deut­schen Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung hat vor fal­schen Reak­tio­nen auf die AfD-Wahl­er­fol­ge in Bran­den­burg und Sach­sen gewarnt.

„Am Wahl­abend fehl­ten nicht die Aus­ein­an­der­set­zun­gen, inwie­weit die AfD eine bür­ger­li­che oder eher eine unde­mo­kra­ti­sche Par­tei sei”, schreibt Alex­an­der Kri­ti­kos in einem Gast­bei­trag für das „Han­dels­blatt” (Mitt­wochs­aus­ga­be). „Sol­che Debat­ten mögen wich­tig sein für die Ver­or­tung der AfD als Par­tei”, so der Öko­nom weiter.

Zur Erklä­rung, „war­um sie in den ost­deut­schen Bun­des­län­dern ein Vier­tel der Wäh­ler­schaft hin­ter sich ver­sam­melt”, trü­gen sie „kei­nen Deut bei”. Die zuletzt ange­sto­ße­ne Dis­kus­si­on über die unter­schied­li­chen Lebens­ver­hält­nis­se in Deutsch­land hel­fe da eher wei­ter. „Die Poli­tik muss sich sehr schnell viel mehr Gedan­ken machen, wie sie zumin­dest die Vor­aus­set­zun­gen zur Her­stel­lung glei­cher Lebens­ver­hält­nis­se schaf­fen kann, wenn sie die Wäh­ler­schaft von die­ser rechts­po­pu­lis­ti­schen Par­tei zurück­ge­win­nen will”, schreibt Kritikos.

In der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit sei­en auf regio­na­ler Ebe­ne jedoch Ent­wick­lun­gen in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung zu beob­ach­ten gewe­sen. So sei die loka­le Infra­struk­tur – Schu­len, öffent­li­cher Nah­ver­kehr, Kran­ken­häu­ser, Bür­ger­äm­ter, Poli­zei­sta­tio­nen – eher ab- statt auf­ge­baut wor­den. „Die Zunah­me der regio­na­len Dis­pa­ri­tä­ten wur­de bil­li­gend in Kauf genom­men, hat doch der Abbau die­ser Infra­struk­tur die Abwan­de­rung der jün­ge­ren und bes­ser aus­ge­bil­de­ten Men­schen aus den betrof­fe­nen Regio­nen noch ver­stärkt”, bemän­gel­te der DIW-Experte.

Bund, Län­der und Kom­mu­nen soll­ten daher in struk­tur­schwa­chen Regio­nen inves­tie­ren, um die Grund­ver­sor­gung zu stär­ken. „Auch geziel­te Anrei­ze für pri­va­te Inves­ti­tio­nen in die­sen Regio­nen müs­sen auf die Agen­da, auch mehr und bes­se­re Bil­dungs­an­ge­bo­te für die, die vom digi­ta­len Struk­tur­wan­del betrof­fen sind”, schreibt Kri­ti­kos in dem Gast­bei­trag für das „Han­dels­blatt”.

Denn die AfD erzie­le im Durch­schnitt umso bes­se­re Ergeb­nis­se, je nega­ti­ver die struk­tu­rel­len Aus­prä­gun­gen – dro­hen­der Job­ver­lust, Abwan­de­rung, Über­al­te­rung, gerin­ge Haus­halts­ein­kom­men – eines Land­krei­ses sei­en. Zwar gebe es auch in West­deutsch­land struk­tur­schwa­che Land­stri­che, die Kom­bi­na­ti­on der genann­ten Merk­ma­le tre­te im Osten aber häu­fi­ger auf. „In der deut­schen Par­tei­en­land­schaft gelingt es nur der AfD, aus die­sem Bün­del an nega­ti­ven Aus­prä­gun­gen ein Zustim­mungs­merk­mal zu machen”, so der Öko­nom weiter.

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