Der stellvertretende FDP-Vorsitzende und Bundestagsvizepräsident, Wolfgang Kubicki, hat dem AfD-Politiker Björn Höcke in der Debatte um ein vorzeitig beendetes ZDF-Interview eine „gnadenlose Selbstüberschätzung” attestiert.
„Er wird niemals eine interessante Persönlichkeit. Dafür fehlen ihm sämtliche Voraussetzungen”, sagte Kubicki dem „Handelsblatt” (Mittwochsausgabe).
Mit seinen Aussagen werde vielmehr deutlich, dass sich der Thüringer Landeschef „gnadenlos selbst überschätzt”, so der FDP-Politiker weiter. Höcke hatte nach dem Abbruch des Interviews erklärt: „Wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird.” Was denn kommen könnte, wollte der ZDF-Reporter wissen. „Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein”, antwortete Höcke.
Mit Blick auf die Drohungen Höckes gegen das ZDF erwartet Kubicki keine Stellungnahme der Bundes-AfD. „Denn es will sich in der Führungsspitze der Partei niemand mit ihm anlegen, um nicht am Ende selbst für ein Wahlergebnis mitverantwortlich gemacht zu werden, das unter den hochfliegenden Erwartungen liegt”, so der Bundestagsvizepräsident. Von der Bundes-AfD sei auf Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten gewesen, berichtet die Zeitung weiter. Zuvor hatte ZDF-Chefredakteur Peter Frey von der AfD-Führung eine Erklärung zu Höckes Verhalten verlangt.
Der Mainzer Politikwissenschaftler Kai Arzheimer rechnet indes wegen des Landtagswahlkampfs in Thüringen nicht mit „scharfen” Reaktionen. Wenn überhaupt, dann seien allenfalls „einige mahnende” Worte aus der Bundespartei denkbar, verbunden mit dem Hinweis, „die Äußerungen Höckes seien missverständlich oder ironisch gemeint gewesen”, sagte Arzheimer dem „Handelsblatt”.
Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, geht noch weiter: „Dieses unverhohlene Drohen und bewusste Anfüttern von Gewaltfantasien ist kein Ausrutscher Höckes, sondern seit Langem fester Bestandteil der politischen Strategie der AfD”, so der Grünen-Politiker.