Wegen Personalmangels führt die Polizei in Nordrhein-Westfalen offenbar nicht mehr so viele Alkoholkontrollen durch wie früher.
„Uns fehlt schlichtweg das Personal, um Alkoholkontrollen durchzuführen”, sagte der stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW, der „Rheinischen Post”. Früher sei man zum Beispiel nachts an Wochenenden auf den „einschlägigen Straßen” fast zu hundert Prozent in eine Alkoholkontrolle geraten.
„Die Zeiten sind leider vorbei, weil die dafür nötigen Kräfte für andere Aufgaben benötigt werden”, so Michael Maatz. Der NRW-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, bestätigte der Zeitung: „Alkoholkontrollen, wie sie früher die Regel waren, gibt es nicht mehr. Die Polizisten werden für andere Einsätze benötigt.” Das bedeute aber nicht, dass überhaupt nicht mehr kontrolliert werde. „Viele werden etwa von einer Streife erwischt, weil sie Schlangenlinien gefahren sind”, so Rettinghaus.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der „Rheinischen Post”, dass die NRW-Polizei auf verstärkte unangekündigte und ganzheitliche Kontrollen für mehr Verkehrssicherheit setze. Dazu gehörten sowohl das Fahrverhalten und die technische Sicherheit des Fahrzeugs als auch die momentane Fahrtüchtigkeit. „Was auch zur Wahrheit gehört: Der Kampf gegen den Terror ist nach wie vor ein Einsatzschwerpunkt und fordert natürlich viel Personal. Wir können leider nur die Polizisten verteilen, die da sind”, sagte Reul, der auch an die Vernunft der Autofahrer appellierte: „Wer betrunken Auto fährt, riskiert nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben anderer Menschen.”
Die Zahl der Autofahrer, die in NRW mit Alkohol am Steuer erwischt wurden, ist in den vergangenen zwei Jahren in etwa gleich hoch geblieben. Von Januar bis August 2019 stellte die Polizei 8.760 Verkehrsverstöße „Führen eines Fahrzeuges unter Alkoholeinfluss” fest, wie das Innenministerium auf Anfrage der „Rheinischen Post” mitteilte. In 5.952 der genannten Fälle wurde eine Blutprobe entnommen. Damit gingen diese Delikte im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres, in dem 8.816 Fälle (6110 Blutproben) gezählt wurden, geringfügig zurück.