Astra­Ze­ne­ca: Wird immer noch in vie­len Impf­zen­tren verschmäht

Corona-Impfzentrum Berlin - Deutsches Rotes Kreuz - Eika-Heß-Eisstadion - Müllerstraße - Berlin Foto: Corona-Impfzentrum Berlin am Erika-Heß-Eisstadion (Berlin), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Ableh­nung gegen Astra­ze­ne­ca führt dazu, dass Impf­ter­mi­ne ver­fal­len und Län­der den Wirk­stoff nicht mehr in ihren Impf­zen­tren einsetzen.

Das berich­tet die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung” (Frei­tag­aus­ga­be). Auch Per­so­nen der Prio­ri­täts­grup­pe 1 und 2, für die alters­be­dingt Astra­ze­ne­ca beson­ders gut geeig­net ist, wer­den dem­nach bei­spiels­wei­se in Nord­rhein-West­fa­len der­zeit aus­schließ­lich mit mRNA-Impf­stof­fen geimpft. In Hes­sen wird laut Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um jeder vier­te Ter­min mit Astra­ze­ne­ca nicht wahr­ge­nom­men. In Nie­der­sach­sen war es zeit­wei­se jeder zwei­te Termin.

Astra­ze­ne­ca wird in Deutsch­land für Men­schen ab 60 Jah­ren emp­foh­len, die­se wer­den in den ers­ten drei Prio­ri­tä­ten­grup­pen abge­deckt. Ange­sichts loka­ler Eng­päs­se mit mRNA-Impf­stof­fen für prio­ri­sier­te Berufs­grup­pen wie Sani­tä­ter etwa in Ber­lin sag­te der Grü­nen-Gesund­heits­po­li­ti­ker Janosch Dah­men der FAZ: „Wenn wir Astra­ze­ne­ca jetzt nicht für älte­re Men­schen prio­ri­tär ein­set­zen, für die der Impf­stoff beson­ders wirk­sam und risi­ko­arm ist, ris­kie­ren wir in der Kon­se­quenz vie­le Men­schen­le­ben, weil Jün­ge­re län­ger auf ihren Impf­ter­min war­ten müssen”.

Der SPD-Gesund­heits­po­li­ti­ker Karl Lau­ter­bach kri­ti­siert die Ableh­nung des Impf­stoffs von Älte­ren. Er lehnt es aber ab, Per­so­nen über 60 ver­pflich­tend mit Astra­ze­ne­ca zu imp­fen. „Es zemen­tiert den Ein­druck, dass es sich um einen Impf­stoff zwei­ter Klas­se han­delt”, sag­te Lau­ter­bach der FAZ. „Es könn­te zur Fol­ge haben, dass sich eini­ge Men­schen auf­grund des tie­fen Miss­trau­ens gar nicht imp­fen las­sen. Das hät­te kata­stro­pha­le Folgen”.

Auch Soli­da­ri­täts­ap­pel­le, wie sie etwa der Viro­lo­ge Chris­ti­an Dros­ten zuletzt mach­te, lehnt Lau­ter­bach ab: „Wenn mich ein Impf­stoff vor dem Tod und schwe­ren Fol­gen schützt, ist das kein Akt der Soli­da­ri­tät. Ein sol­cher Soli­da­ri­täts­ap­pell wür­de im Gegen­teil die angeb­li­che Zweit­klas­sig­keit noch unterstreichen”.

Nach Sach­sen, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Bay­ern will auch Ber­lin die Prio­ri­sie­rung für den Wirk­stoff Astra­ze­ne­ca auf­he­ben. Ande­re Län­der wie NRW, Hes­sen, Rhein­land-Pfalz, Schles­wig-Hol­stein, Baden-Würt­tem­berg und Nie­der­sach­sen gaben laut FAZ an, der­ar­ti­ge Plä­ne nicht zu ver­fol­gen. Grü­nen-Poli­ti­ker Dah­men nann­te die Auf­he­bung der Prio­ri­sie­rung für Astra­ze­ne­ca „ein wei­te­res Zei­chen der Auf­lö­sungs­er­schei­nun­gen im Kri­sen­ma­nage­ment der Bun­des­re­gie­rung”. Dem Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um warf er, „schlech­te Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on und viel zu wenig Auf­klä­rung” vor. Die Vor­tei­le der Vek­torimpf­stof­fe sei­en nicht deut­lich geworden.

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