Ber­lin: Bun­des­tag ver­ab­schie­det Ände­rung des BND-Gesetzes

Bundesnachrichtendienst - Besucherzentrum - Eingang - Habersaathstraße - Berlin Foto: Besucherzentrum des Bundesnachrichtendienstes (BND), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der Bun­des­tag hat am Don­ners­tag eine Ände­rung des BND-Geset­zes auf den Weg gebracht.

Der Antrag der Gro­ßen Koali­ti­on wur­de mit den Stim­men der Koali­ti­on gegen die Stim­men der Oppo­si­ti­on ange­nom­men. Damit will die Bun­des­re­gie­rung Vor­ga­ben des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts sowie des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts umset­zen. Wie die Bun­des­re­gie­rung in der Vor­la­ge aus­führt, ist der gesetz­li­che Auf­trag des BND die Gewin­nung von Erkennt­nis­sen über das Aus­land, die von außen- oder sicher­heits­po­li­ti­scher Bedeu­tung für die Bun­des­re­pu­blik sind. Hier­durch leis­te der BND einen unver­zicht­ba­ren Bei­trag für die Sicher­heits­ar­chi­tek­tur Deutschlands.

Die stra­te­gi­sche Fern­mel­de­auf­klä­rung stel­le in die­sem Zusam­men­hang ein wesent­li­ches Ele­ment dar. Durch sie sei der BND in der Lage, ohne Zeit­ver­zug aktu­el­le Gescheh­nis­se zu erfas­sen und poli­ti­sche Bedarfs­trä­ger und auch inter­na­tio­na­le Part­ner hier­über zu infor­mie­ren. 2016 sei­en „spe­zi­el­le recht­li­che Grund­la­gen für die stra­te­gi­sche Fern­mel­de­auf­klä­rung von Aus­län­dern im Aus­land vom Inland aus sowie dies­be­züg­li­che Koope­ra­tio­nen mit aus­län­di­schen öffent­li­chen Stel­len” geschaf­fen wor­den sowie eine eige­ne Rechts­grund­la­ge für die gemein­sa­me Daten­hal­tung mit aus­län­di­schen öffent­li­chen Stellen.

Mit sei­nem Urteil habe das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt jedoch dar­über­hin­aus­ge­hen­de Vor­ga­ben gemacht, indem das Gericht vor allem den bis dahin nicht höchst­rich­ter­lich geklär­ten Gel­tungs­be­reich der Grund­rech­te des deut­schen Grund­ge­set­zes defi­niert hat, heißt es in der Vor­la­ge. Dem­nach fin­de das vor allem durch die tech­ni­sche Auf­klä­rung von Nach­rich­ten­diens­ten betrof­fe­ne Grund­recht des Brief‑, Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis des Grund­ge­setz-Arti­kels 10 auch auf Aus­län­der im Aus­land Anwendung.

Mit der vor­ge­leg­ten Novel­le der bestehen­den Rechts­la­ge des BND sol­le daher des­sen Arbeit im Rah­men der tech­ni­schen Auf­klä­rung auf eine rechts­si­che­re und bestimm­te Rechts­grund­la­ge gestellt wer­den, die dem von den Karls­ru­her Rich­tern gezo­ge­nen „ver­fas­sungs­recht­li­chen Rah­men aus­rei­chend Rech­nung trägt”. So soll dem Ent­wurf zufol­ge bei­spiels­wei­se die Erhe­bung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten im Rah­men der stra­te­gi­schen Aus­land-Fern­mel­de­auf­klä­rung bestimm­ten qua­li­fi­zier­ten Auf­klä­rungs­zwe­cken auf der Grund­la­ge eigens zuvor fest­ge­leg­ter Maß­nah­men unter­lie­gen müs­sen. Gere­gelt wer­den sol­len zusätz­li­che Hür­den bei beson­de­ren For­men der Datenerhebung.

Beson­de­re Vor­keh­run­gen zum Indi­vi­du­al­schutz beinhal­ten den Anga­ben zufol­ge Maß­ga­ben zum Schutz bestimm­ter Ver­trau­lich­keits­be­zie­hun­gen und der Gewähr­leis­tung des Schut­zes des Kern­be­reichs pri­va­ter Lebens­ge­stal­tung. Wei­te­ren For­de­run­gen des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts etwa nach kon­kre­ten Maß­ga­ben zur Aus­son­de­rung der Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten von Deut­schen und Inlän­dern, einer Begren­zung des Volu­mens der zu erhe­ben­den Daten sowie einer Erhe­bungs­grund­la­ge für Ver­kehrs­da­ten ohne den vor­he­ri­gen Ein­satz von Such­be­grif­fen wer­de eben­falls Rech­nung getra­gen, heißt es in der Begründung.

Dar­über hin­aus sei die Über­mitt­lung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten aus der stra­te­gi­schen Aus­land-Fern­mel­de­auf­klä­rung neu aus­ge­stal­tet und die vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt gesetz­ten Maß­stä­be im Rah­men der Koope­ra­ti­on mit aus­län­di­schen Nach­rich­ten­diens­ten umge­setzt wor­den. „Der nun­mehr gesetz­lich spe­zi­ell gere­gel­te Ein­griff in infor­ma­ti­ons­tech­ni­sche Sys­te­me von Aus­län­dern im Aus­land hegt eine sol­che Maß­nah­me ein in ein rechts­staat­lich struk­tu­rier­tes Sys­tem mit dem eben­falls berück­sich­tig­ten Schutz von Ver­trau­lich­keits­be­zie­hun­gen und des Kern­be­reichs pri­va­ter Lebens­ge­stal­tung”, heißt es fer­ner in der Begründung.

Des Wei­te­ren soll danach die stra­te­gi­sche Aus­land-Fern­mel­de­auf­klä­rung zukünf­tig durch eine „star­ke und unab­hän­gi­ge objek­tiv­recht­li­che Kon­trol­le flan­kiert wer­den”. Dazu soll laut Vor­la­ge ein Unab­hän­gi­ger Kon­troll­rat ein­ge­führt wer­den, der „als obers­te Bun­des­be­hör­de sei­ne Arbeit auf­neh­men wird”. Die­ses Kon­troll­organ ver­fü­ge „über insti­tu­tio­nel­le Eigen­stän­dig­keit, was in sei­ner eige­nen Per­so­nal­ho­heit und Ver­fah­rens­au­to­no­mie Aus­druck findet”.

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