Poli­tik: Meh­re­re tau­send Tote wegen feh­len­der Spenderorgane

Krankenhaus - Flur - Stühle - Wände - Gebäude - Krankenhausflur Foto: Sicht auf ein Krankenhausflur, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Laut Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) ist die Zahl der Todes­fäl­le auf­grund eines Man­gels an Spen­der­or­ga­nen deut­lich höher als bis­lang angenommen.

„Meh­re­re tau­send Pati­en­ten ver­lie­ren in Deutsch­land jedes Jahr auf­grund feh­len­der Spen­der­or­ga­ne ihr Leben”, sag­te Spahn der „Bild am Sonn­tag”. Denn dazu zähl­ten nicht nur die, die bereits auf der War­te­lis­te für ein Spen­der­or­gan stün­den, aber nicht recht­zei­tig eine Spen­de erhiel­ten (2018 star­ben 901 Warteliste-Patienten).

„Dazu kom­men die­je­ni­gen, die gar nicht erst auf der Lis­te auf­ge­nom­men wer­den, weil sie ohne­hin kaum Chan­cen auf ein Spen­der­or­gan haben”, sag­te Spahn. „Und außer­dem die­je­ni­gen, die nach lan­gem War­ten so krank gewor­den sind, dass sie wie­der abge­mel­det wer­den. Das ist eine huma­ni­tä­re Katastrophe.”

Am Don­ners­tag stimmt der Bun­des­tag über einen Gesetz­ent­wurf von Spahn ab, mit dem die Zahl der Organ­spen­den erhöht wer­den soll. Die­ser sieht vor, dass jeder ab 16 Jah­ren poten­zi­el­ler Organ­spen­der sein soll, wenn er vor­her nicht wider­spro­chen oder sei­ne Ableh­nung gegen­über Ange­hö­ri­gen zum Aus­druck gebracht hat. „Die Bereit­schaft zur Organ­spen­de ist geleb­te Nächs­ten­lie­be”, sag­te Spahn der Sonn­tags­zei­tung. „Jeder wür­de sich doch wün­schen, dass ihm oder sei­nen Ange­hö­ri­gen gehol­fen wird, wenn er ein Spen­der­or­gan benö­tigt. Dann kön­nen wir auch erwar­ten, dass sich jeder damit aus­ein­an­der­setzt, ob er sel­ber poten­zi­el­ler Organ­spen­der sein will oder nicht.”

Anders sieht dies Lin­ken-Che­fin Kat­ja Kip­ping, die gemein­sam mit Grü­nen-Che­fin Anna­le­na Baer­bock einen Gegen­ent­wurf ein­ge­bracht hat. „Die Wider­spruchs­reg­lung ersetzt die bewuss­te und infor­mier­te Zustim­mung durch eine soge­nann­te ‘fik­ti­ve Zustim­mung‘, die ein­fach ange­nom­men wird, sobald kein doku­men­tier­ter Wider­spruch auf­ge­fun­den wird”, sag­te Kip­ping der „Bild am Sonn­tag”. Ein sol­ches Ver­fah­ren lade zu Miss­trau­en und wei­te­ren Ängs­ten ein und scha­de so dem Ver­trau­en in das Organspendesystem.

Auch FDP-Chef Chris­ti­an Lind­ner ist gegen die Wider­spruchs­lö­sung. Der Sonn­tags­zei­tung sag­te er: „Ich habe einen Organ­spen­de­aus­weis und wer­be dafür, dass sich mehr Men­schen zu einer Organ­spen­de bereit erklä­ren. Dies ist aller­dings eine höchst per­sön­li­che Ent­schei­dung, die bewusst getrof­fen wer­den soll­te.” Die Men­schen soll­ten statt­des­sen regel­mä­ßig nach ihrer Spen­den­be­reit­schaft gefragt wer­den und dar­an erin­nert wer­den, ihre Ent­schei­dung in einem Spen­der-Regis­ter zu dokumentieren.

Die Deut­schen sind laut einer Kant­ar-Umfra­ge im Auf­trag der „Bild am Sonn­tag” beim The­ma gespal­ten. 49 Pro­zent sind der Mei­nung, dass Organ­spen­den nur erlaubt sein soll­ten, wenn der Ver­stor­be­ne sich zu Leb­zei­ten ein­deu­tig dafür aus­ge­spro­chen hat. Eben­falls 49 Pro­zent fin­den hin­ge­gen, dass es reicht, wenn sich der Ver­stor­be­ne zu Leb­zei­ten nicht aus­drück­lich dage­gen aus­ge­spro­chen hat. Bei den Frau­en fin­det sich eine Mehr­heit von 55 Pro­zent für die Wider­spruchs­lö­sung, Män­ner zie­hen zu 57 Pro­zent die bis­he­ri­ge Lösung vor.

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