Düs­sel­dorf: Lan­des­re­gie­rung star­tet Initia­ti­ve für här­te­re Strafen

Gefängnis - Mauern - Gitter - Fenster - Gitter-Fenster Foto: Ein Gefängnis, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Lan­des­re­gie­rung will gegen sexu­el­len Kin­des­miss­brauch umfas­sen­de Ver­schär­fun­gen im Straf­recht erreichen.

Ein 65-sei­ti­ger Geset­zes­ent­wurf für die Sit­zung des Bun­des­ra­tes am 03. Juli 2020, über den die „Welt” (Don­ners­tags­aus­ga­be) berich­tet, sieht meh­re­re Ände­run­gen vor. Ein wesent­li­cher Punkt ist die Anhe­bung der Min­dest­stra­fe von sechs Mona­ten auf ein Jahr bei sexu­el­lem Miss­brauch von Kin­dern gemäß Para­graf 176 Straf­ge­setz­buch. Dadurch wür­de die­ses Delikt nicht mehr als Ver­ge­hen, son­dern als Ver­bre­chen geahn­det. Glei­ches sol­le bereits für den Besitz und das Ver­brei­ten von Miss­brauchs­ab­bil­dun­gen gelten.

Nord­rhein-West­fa­len ver­spricht sich davon eine grö­ße­re abschre­cken­de Wir­kung auf poten­zi­el­le Täter, weil dann Bewäh­rungs­stra­fen und Ein­stel­lun­gen gegen Geld­auf­la­gen ver­hin­dert wür­den. Es dür­fe „grund­sätz­lich kei­ne Bewäh­rungs­stra­fe geben, wenn sich jemand an der Ver­ge­wal­ti­gung von Kin­dern betei­ligt”, sag­te Nord­rhein-West­fa­lens Fami­li­en­mi­nis­ter Joa­chim Stamp (FDP).

Zudem müs­se der Besitz von Kin­der­por­no­gra­fie här­ter bestraft wer­den. „Das ist kein Kava­liers­de­likt, son­dern die Betei­li­gung an der Zer­stö­rung von Leben.” Opfer sei­en oft­mals für immer trau­ma­ti­siert. Laut Ent­wurf gehe es dar­um, „Schutz­lü­cken” zu schließen.

Durch die Miss­brauchs­kom­ple­xe Lüg­de, Ber­gisch Glad­bach und Müns­ter wer­de deut­lich, „wel­che Dimen­sio­nen Kin­des­miss­brauch hat und wie ver­brei­tet er offen­bar in unse­rer Gesell­schaft ist”. 2019 habe allein die Poli­zei in NRW 2.805 Miss­brauchs­fäl­le regis­triert, ein Anstieg um 15,8 Pro­zent im Ver­gleich zu 2018. Zudem will die Lan­des­re­gie­rung auch gegen die Ver­net­zung von Tätern im Inter­net vor­ge­hen. „Die­se Verbreitungs‑, Ver­net­zungs- und Aus­tausch­funk­ti­on moder­ner Medi­en­diens­te hat min­des­tens als Reflex viel­fach zur Fol­ge, dass in ein­schlä­gi­gen Täter­krei­sen ein ste­ter „Bedarf” an neu­en Opfern ent­stan­den ist, der mit­un­ter ent­schluss­för­dernd im Hin­blick auf künf­ti­ge Taten wir­ken kann”, heißt es im Gesetzentwurf.

Sol­ches Bild­ma­te­ri­al die­ne als „Ein­stiegs­dro­ge in eine ande­re Welt”, in wel­cher der Kon­sum der Abneh­mer per­ma­nent stei­ge und die Bege­hung von Straf­ta­ten an Kin­dern för­de­re. „Sobald sol­ches Mate­ri­al auch noch gegen Bezah­lung ange­bo­ten wird, ver­lan­gen die Kun­den dar­über hin­aus bestän­dig neu­es und aktu­el­les Mate­ri­al.” Durch die­se Form der „wider­wär­ti­gen” Indus­trie wer­de wei­te­ren Kin­des­miss­bräu­chen Tür und Tor geöff­net. Des­halb will NRW, dass die Min­dest­stra­fe für die Ver­brei­tung, Her­stel­lung und den Besitz von Miss­brauchs­dar­stel­lun­gen auf ein Jahr ange­ho­ben wird. Dies sol­le auch für Fäl­le gel­ten, „in denen der Täter gewerbs- oder ban­den­mä­ßig han­delt oder sich wil­lent­lich einer Grup­pe in den sozia­len Netz­wer­ken anschließt, um Dar­stel­lun­gen des Miss­brauchs von Kin­dern zu erhalten”.

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