Während der Pandemie sind in Nordrhein-Westfalen deutlich mehr Fälle häuslicher Gewalt erfasst worden.
Im Jahr 2020 stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 2.071 auf 29.155 – ein Zuwachs von 7,7 Prozent, geht aus einem Lagebild des NRW-Innenministeriums hervor, über das die „Rheinische Post” (Samstagausgabe) vorab berichtet. Etwa jeden vierten Tag wurde demnach in Nordrhein-Westfalen ein Mensch Opfer eines Mord- oder Totschlagsversuchs im häuslichen Umfeld.
„Vielleicht sind es die räumliche Enge und die fehlende Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen – vielleicht auch der gestiegene Alkoholkonsum”, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul über die Ursachen. Möglicherweise habe die Aggression während der Corona-Pandemie insgesamt zugenommen oder Taten würden eher angezeigt. „Das müssen und werden wir genau im Auge behalten. Das Erfassen der Datenlage ist nur ein erster Schritt, um weitere Schritte zu unternehmen”, sagte Reul.
Der Bericht gibt erstmals Aufschluss über die Entwicklung häuslicher Gewalt in der Pandemie. Das NRW-Innenministerium hat den Bereich 2020 zum ersten Mal isoliert betrachtet und nicht nur wie bisher als Teil der jährlichen Polizeilichen Kriminalstatistik. Am häufigsten kam es dem Bericht zufolge 2020 zu vorsätzlicher einfacher Körperverletzung (19.052 Fälle, entsprechend 65 Prozent), die mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann. Immerhin in etwa jedem siebten Fall häuslicher Gewalt ging es um gefährliche oder schwere Körperverletzung. Die Fallzahlen von Mord und Totschlag sanken geringfügig von 92 auf 90, dies entspricht minus 2,2 Prozent. 29 Frauen und 15 Männer starben an den Folgen häuslicher Gewalt.