Nach der Verkündung von Lockerungen in Nordrhein-Westfalen gibt es breite Kritik aus Hausarztpraxen und Opposition.
Die Aufhebung von Corona-Regeln sei „ein Spiel mit dem Feuer”, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken, der „Rheinischen Post” (Freitagsausgabe). Denn schon jetzt finde man bei mehr als 50 Prozent der positiv Getesteten die Deltavariante. Zugleich bedeuteten die Öffnungen für jeden, der noch nicht geimpft sei oder noch weiter zögere, ein deutlich erhöhtes Risiko, warnte Funke. „Die AHA-Regeln sind unbedingt einzuhalten”.
Auch die Opposition in Düsseldorf kritisiert das Vorgehen der Landesregierung: NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty hält den Umfang der Lockerungen in diesem Maße noch für verfrüht. „Wir können die Auswirkungen der Delta-Variante noch nicht wirklich abschätzen”, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung” (Freitagsausgabe). Vor allem für die noch nicht geschützten Kinder forderte er zur Vorsicht auf. Gerade jetzt, wo eine Art Impfmüdigkeit um sich zu greifen scheine, sei das „zurzeit noch nicht das richtige Signal”, so der SPD-Politiker.
Ähnlich skeptisch kommentierte der Grünen-Landesvorsitzende Felix Banaszak die Lockerungen: „Ich habe Zweifel, ob es klug ist, in diese Lage hinein derart umfänglich zu lockern”, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung”. Die zentrale Erkenntnis der letzten 15 Monate sei doch, „dass es immer klüger ist, rechtzeitig und nicht erst verspätet Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen”, so der Grünen-Politiker. Die Gefahr einer vierten Welle sei real, so Banaszak. „Angesichts dieser Situation den Menschen zu erzählen, das Leben finde ab sofort wieder im Normalmodus statt, halten wir für verfrüht”.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte tags zuvor weitreichende Lockerungen von Freitag an verkündet. Wegfallen sollen etwa die Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich, die Abstandsregeln seien nur noch als Empfehlung zu verstehen.