NRW: Kein Mehr­be­darf wegen FFP2-Mas­ken für Sozialhilfebezieher

Mann - U-Bahn - Straßenbahn - Smartphone - Kopfhörer - Schutzmaske - Öffentlichkeit Foto: Mann mit Smartphone und Schutzmaske in einer U-Bahn, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Bezie­her von Grund­si­che­rungs­leis­tun­gen kön­nen einen Mehr­be­darf für Coro­naschutz­ver­ord­nung kon­for­me Mas­ken nicht gel­tend machen.

Dies hat das Lan­des­so­zi­al­ge­richt (LSG) jüngst in vier Beschlüs­sen ent­schie­den (vom 03.03.2021 – L 9 SO 18/21 B ER -, 29.03.2021 – L 12 AS 377/21 B ER -, 13.04.2021 – L 7 AS 498/21 B ER – und 19.04.2021 – L 19 AS 391/21 B ER -).

Die Ver­fah­ren betra­fen die Sach­ge­bie­te Grund­si­che­rung für Arbeit­su­chen­de (SGB II) und Sozialhilfe/Grundsicherung im Alter und bei Erwerbs­min­de­rung (SGB XII). Die Antrag­stel­ler begehr­ten jeweils ver­geb­lich vom Job­cen­ter bzw. kom­mu­na­len Sozi­al­amt die Gewäh­rung eines Mehr­be­dar­fes in Form einer bestimm­ten Anzahl von Mas­ken mit FFP2/KN95/N95- oder ver­gleich­ba­rem Stan­dard, hilfs­wei­se eines Bar­be­trags zur Beschaf­fung. Die im einst­wei­li­gen Rechts­schutz­ver­fah­ren ange­ru­fe­nen Sozi­al­ge­rich­te Düs­sel­dorf, Duis­burg und Müns­ter lehn­ten die vor­läu­fi­ge Ver­pflich­tung der Sozi­al­leis­tungs­trä­ger jeweils ab.

Die hier­ge­gen gerich­te­ten Beschwer­den hat das LSG zurück­ge­wie­sen. Die Antrag­stel­ler hät­ten nicht glaub­haft gemacht, dass sie einen Anspruch auf Bereit­stel­lung von sol­chen Mas­ken bzw. auf Deckung eines ent­spre­chen­den finan­zi­el­len Mehr­be­darfs hät­ten. Für die Bereit­stel­lung der Mas­ken als Sach­leis­tung feh­le schon eine Rechts­grund­la­ge. Im Übri­gen sei­en die Vor­aus­set­zun­gen für die Gewäh­rung eines Mehr­be­darfs i.S.v. § 21 Abs. 6 SGB II/§ 27 Abs. 4 SGB XII als Geld­leis­tung nicht erfüllt. Denn ein im Ein­zel­fall unab­weis­ba­rer, beson­de­rer Bedarf sei nicht erkenn­bar. Der gel­tend gemach­te Bedarf betref­fe kei­nen Ein­zel­fall, son­dern aus­nahms­los sämt­li­che Per­so­nen ein­schließ­lich sämt­li­cher Leis­tungs­be­rech­tig­ten nach dem SGB II/XII. Denn die Ver­pflich­tung zum Tra­gen einer medi­zi­ni­schen Mas­ke gel­te grund­sätz­lich für alle natür­li­chen Per­so­nen im Gel­tungs­be­reich der lan­des­recht­li­chen Coro­naSchutzV. Zunächst hät­ten die Antrag­stel­ler ihren Anspruch auf Mas­ken nach der Coro­na­vi­rus-Schutz­mas­ken-Ver­ord­nung gel­tend zu machen. Über­dies sei es ihnen zumut­bar, ihren Bedarf vor­über­ge­hend aus dem Regel­be­darf zu decken. Denn die­ser bestehe ledig­lich für sog. „OP-Mas­ken”, die nach der Coro­naSchV NRW eben­falls getra­gen wer­den dürf­ten und die 0,10 bis 0,20 Euro pro Stück kos­te­ten. Ab Mai 2021 könn­ten die Antrag­stel­ler zudem ein­ma­lig 150 Euro zum Aus­gleich der mit der Pan­de­mie in Zusam­men­hang ste­hen­den Mehr­auf­wen­dun­gen bean­spru­chen (§ 70 SGB II/§ 144 SGB XII).

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