NRW: Tau­sen­de Flut­hil­fe-Anträ­ge ste­cken in Vor­prü­fung fest

Hochwasser - Flutwelle - Straße - Am Seeufer - Juli 2021 - Ratingen Foto: Hochwasser in NRW am 15.07.2021 (Ratingen), Urheber: Feuerwehr Ratingen

Fast fünf Mona­te nach der Flut­ka­ta­stro­phe kommt die Aus­zah­lung der staat­li­chen Hilfs­mit­tel deut­lich schlech­ter vor­an, als von der Regie­rung bis­lang behauptet.

Das berich­tet die „West­deut­sche All­ge­mei­ne Zei­tung” unter Beru­fung auf das inter­ne Pro­to­koll einer Bespre­chung der betei­lig­ten Bezirks­re­gie­run­gen vom 22. Novem­ber. Dem­nach steck­ten zu die­sem Zeit­punkt noch 5.600 der lan­des­weit ins­ge­samt 9.000 Flut­hil­fe-Anträ­ge in der „Vor­prü­fung”. Nur 1.900 Fäl­le wur­den zur Wei­ter­ber­bei­tung frei­ge­ge­ben, wei­te­re 1.500 Anträ­ge wegen Form­feh­lern an die Betrof­fe­nen zurück­ge­schickt. Die Bezirks­re­gie­run­gen Köln, Müns­ter und Det­mold sind für die Bewil­li­gung der Gel­der zustän­dig. Die Vor­prü­fung über­neh­men jedoch Mit­ar­bei­ter der NRW-Bank und eines pri­va­ten Dienst­leis­ters. Damit woll­te das zustän­di­ge Hei­mat­mi­nis­te­ri­um (MKHBG) die Bezirks­re­gie­run­gen ent­las­ten und die Vor­gän­ge beschleunigen.

Offen­bar wur­de jedoch das Gegen­teil erreicht: „Die Vor­prü­fung war und ist der­zeit noch das Nadel­öhr, da eine Bewil­li­gung durch die Bezirks­re­gie­run­gen ohne die sei­tens des MKHBH instal­lier­te Vor­prü­fung nicht mög­lich ist”, heißt es in dem Pro­to­koll. So kön­ne „kei­ne höhe­re Schlag­zahl an Bewil­li­gun­gen erreicht wer­den”. SPD-Flut­hil­fe-Obmann Ste­fan Käm­mer­ling reagier­te auf Anfra­ge der Zei­tung fas­sungs­los. Die Opfer der Kata­stro­phe benö­tig­ten drin­gend Geld: „Aber der Bewil­li­gungs­pro­zess der Lan­des­re­gie­rung ist so ama­teur­haft auf­ge­setzt, dass die Gel­der nur tröpf­chen­wei­se ankom­men.” Der Lan­des­re­gie­rung feh­le „ein ech­ter Kri­sen­ma­na­ger, der die Lage auch im Griff hat”, so Käm­mer­ling. Hei­mat­mi­nis­te­rin Ina Schar­ren­bach (CDU) ver­tei­dig­te dage­gen die Vor­prü­fung: „Mit die­ser Dienst­leis­tung unter­stüt­zen sie die Bezirks­re­gie­run­gen als Bewil­li­gungs­be­hör­den, die dann wie­der­um die Anträ­ge nicht vor­zu­grei­fen brau­chen”, sag­te ein Spre­cher auf Anfrage.

Die Bear­bei­tungs­dau­er hän­ge vom jewei­li­gen Ein­zel­fall und vom Umfang des Scha­dens­bil­des ab. Ein wei­te­rer „ver­lang­sa­men­der Fak­tor” sei laut Bezirks­re­gie­run­gen „ein wöchent­li­ches Erneu­ern der Vor­ga­ben, das neu beim Per­so­nal ein­ge­schult wer­den muss”. Auf Unver­ständ­nis stößt auch der vom Hei­mat­mi­nis­te­ri­um ver­ord­ne­te Bear­bei­tungs­weg. Online ein­ge­reich­te Doku­men­te der Antrag­stel­ler müss­ten her­un­ter­ge­la­den und über­prüft wer­den. Beschei­de wür­den als Word-Doku­ment bear­bei­tet, dann aus­ge­druckt und per Post ver­sandt. „Die­ser hän­di­sche und digi­tal nicht aus­ge­reif­te Pro­zess ver­lang­samt den Gesamt­pro­zess der Bewil­li­gun­gen erheb­lich, wur­de vom MKHBG aber auch ent­ge­gen der Erfah­run­gen der Bewil­li­gun­gen aus den Coro­na-Wirt­schafts­hil­fen über­wie­gend nicht aufgegriffen”.

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