Brüs­sel: EU erwägt Sank­tio­nen gegen Großbritannien

Flaggen - Vereinigtes Königreich - Europa - Fahnenmast Foto: Sicht auf die Flaggen von Großbritannien und Europa, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Euro­päi­sche Uni­on und Groß­bri­tan­ni­en ste­hen ein hal­bes Jahr nach dem Voll­zug des Brexit wohl vor einem schwe­ren Konflikt.

Das berich­tet der „Spie­gel” in sei­ner neu­en Aus­ga­be unter Beru­fung auf einen ver­trau­li­chen Bericht des deut­schen EU-Bot­schaf­ters Micha­el Clauß. Der zustän­di­ge EU-Kom­mis­sar Maros Sef­co­vic warn­te bei einem Tref­fen mit den Bot­schaf­tern der EU-Län­der dem­nach, dass Lon­don das Nord­ir­land­pro­to­koll mög­li­cher­wei­se nicht umset­zen wol­le. „Trotz ent­spre­chen­der Lip­pen­be­kennt­nis­se” der Bri­ten kön­ne sich die EU nicht sicher sein, zitiert der „Spie­gel” Sef­co­vic aus dem Bericht des deut­schen EU-Botschafters.

Das Nord­ir­land­pro­to­koll soll eine har­te Gren­ze zu Irland ver­hin­dern, indem die Zoll­gren­ze prak­tisch auf die Iri­sche See ver­legt wird. Aller­dings hat die bri­ti­sche Regie­rung erst im März beschlos­sen, Lebens­mit­tel- und Agrar­ex­por­te nach Nord­ir­land vor­erst wei­ter­hin nicht zu kon­trol­lie­ren. Die EU-Kom­mis­si­on reagier­te mit einem Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren. Soll­te es wei­te­re „uni­la­te­ra­le Hand­lun­gen” die­ser Art geben, müs­se Groß­bri­tan­ni­en „durch alle zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel zu Ver­trags­treue bewegt wer­den”, sag­te Sef­co­vic den Botschaftern.

Aller­dings kann die EU kei­ne Grenz­kon­trol­len an der inner­i­ri­schen Gren­ze ein­füh­ren, da der Frie­den im ehe­ma­li­gen Bür­ger­kriegs­land nicht gefähr­det wer­den soll. In der Kom­mis­si­on denkt man des­halb über Sank­tio­nen an ande­rer Stel­le nach, etwa über Straf­zöl­le auf bri­ti­sche Importe.

Vor allem die fran­zö­si­sche Regie­rung drängt in Brüs­sel auf har­te Maß­nah­men, auch die Posi­ti­on der deut­schen Bun­des­re­gie­rung ist klar: Groß­bri­tan­ni­en müs­se „sei­ne ver­trag­lich ein­ge­gan­ge­nen Ver­pflich­tun­gen voll umset­zen”, zitiert das Maga­zin den EU-Bot­schaf­ter Clauß aus dem ver­trau­li­chen Bericht. Nach­ver­hand­lun­gen kämen nicht infrage.

„Unse­re rote Linie ist der Schutz des EU-Bin­nen­markts. Da kann es kei­ne Kom­pro­mis­se geben”, sag­te auch der SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Metin Hak­ver­di. Die Grü­nen­po­li­ti­ke­rin und euro­pa­po­li­ti­sche Spre­che­rin ihrer Bun­des­tags­frak­ti­on, Fran­zis­ka Brant­ner, ist der glei­chen Mei­nung: „Not­falls muss die Kom­mis­si­on Groß­bri­tan­ni­en sanktionieren”.

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