Innen­mi­nis­te­ri­um: Bun­des­re­gie­rung erfasst Poli­zei­ge­walt nicht

Polizisten - Polizei - Personen - Menschen - Mundschutz - Atemschutzmaske - Berlin Foto: Polizisten mit Mundschutz (Berlin), Urheber: dts Nachrichtenagentur

Die Bun­des­re­gie­rung erfasst im Gegen­satz zu Fäl­len rechts­wid­ri­ger Gewalt gegen Poli­zis­ten kei­ne Daten über rechts­wid­ri­ge Gewalt durch Polizisten.

Das geht aus der Ant­wort des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums auf eine Anfra­ge der innen­po­li­ti­schen Spre­che­rin der Grü­nen-Bun­des­tags­frak­ti­on, Ire­ne Miha­lic, her­vor, über die das „Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land” (Frei­tag­aus­ga­ben) berich­tet. Der­zu­fol­ge sei­en 2019 ins­ge­samt 72 Poli­zei­voll­zugs­be­am­te Opfer von Tötungs­de­lik­ten gewor­den – wobei es sich „bei allen Delik­ten um Ver­su­che” gehan­delt habe, so das Schreiben.

Im Zustän­dig­keits­be­reich der Bun­des­po­li­zei sei­en im Jahr 2017 drei Per­so­nen durch Schuss­waf­fen­ge­brauch ver­letzt wor­den. Zugleich heißt es in der Ant­wort: „Eine sys­te­ma­ti­sche Regis­trie­rung und Aus­wer­tung von Berich­ten über mut­maß­li­che rechts­wid­ri­ge Poli­zei­ge­walt fin­det nicht statt.” Eine Beant­wor­tung von Miha­lics Fra­ge „wäre mit­hin nur durch eine hän­di­sche Aus­wer­tung mög­lich”. Die­se sei aus per­so­nel­len Grün­den nicht machbar.

Teil­wei­se erfasst sind Anzei­gen wegen rechts­wid­ri­ger Poli­zei­ge­walt. Beim Bun­des­kri­mi­nal­amt (BKA) war die Zahl die­ser Anzei­gen von 2017 bis 2019 laut Ant­wort gleich null. Die Zoll­ver­wal­tung zähl­te in dem­sel­ben Zeit­raum sechs Anzei­gen. Die Bun­des­po­li­zei erfasst gegen ihre Beam­ten erstat­te­te Straf­an­zei­gen im All­ge­mei­nen, aber kei­ne Anzei­gen wegen rechts­wid­ri­ger Gewalt im Besonderen.

Auf die Fra­ge der Grü­nen-Poli­ti­ke­rin, wie vie­le Fäl­le von poli­zei­li­chem Fehl­ver­hal­ten gegen­über Bür­gern in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren bei den Poli­zei­be­hör­den des Bun­des intern gemel­det wor­den und wie damit umge­gan­gen wor­den sei, schreibt das Minis­te­ri­um: „Der Bun­des­re­gie­rung lie­gen kei­ne Erkennt­nis­se im Sin­ne der Fra­ge­stel­lung vor.” Miha­lic hält das für inak­zep­ta­bel. „Es ist erschre­ckend, dass die Bun­des­re­gie­rung so wenig Inter­es­se zeigt, sich über sol­che Fäl­le genau­er zu infor­mie­ren – schließ­lich ist die Poli­zei Trä­ge­rin des Gewalt­mo­no­pols und hat eine beson­de­re gesell­schaft­li­che Auf­ga­be. Da reicht es nicht, sich nur um die Fäl­le zu küm­mern, die öffent­li­che Auf­merk­sam­keit erre­gen”, sag­te sie dem RND.

Obwohl die Bun­des­re­gie­rung um die Bri­sanz des The­mas rechts­wid­ri­ger Poli­zei­ge­walt wis­se, habe sie es bis­her ver­säumt, sich ange­mes­sen mit dem The­ma zu beschäf­ti­gen, so Miha­lic. Kei­nes der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Instru­men­te wer­de sys­te­ma­tisch genutzt, und ein inhalt­lich fach­li­cher Aus­tausch bei­spiels­wei­se mit Wis­sen­schaft­lern fin­de nicht statt. Über Ras­sis­mus, Rechts­extre­mis­mus und Gewalt bei der Poli­zei wird seit Mona­ten gestrit­ten. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Horst See­ho­fer (CSU) sag­te aber noch am Diens­tag, er sehe da „kein struk­tu­rel­les Pro­blem”. Ein­schlä­gi­ge Stu­di­en hielt er zumin­dest bis zuletzt nicht für erforderlich.

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