SPD: Par­tei will Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan aussetzen

Airbus - Europäischer Flugzeughersteller - Flugzeug - Cockpit Foto: Cockpits eines Airbus, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Der migra­ti­ons­po­li­ti­sche Spre­cher der SPD-Frak­ti­on im Bun­des­tag will vor­erst nie­man­den mehr nach Afgha­ni­stan abschieben.

„Ange­sichts der Sicher­heits­la­ge bleibt uns kei­ne ande­re Wahl, als die Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan aus­zu­set­zen”, sag­te Lars Cas­tel­luc­ci dem „Spie­gel”. Zuvor hat­te die afgha­ni­sche Regie­rung dar­um gebe­ten. Schwe­den, Nor­we­gen und Finn­land haben die Abschie­bun­gen bereits aus­ge­setzt, Deutsch­land nicht.

In Afgha­ni­stan über­ren­nen die Tali­ban der­zeit Pro­vinz für Pro­vinz, allein seit Janu­ar wur­den nach UNHCR-Anga­ben 270.000 Men­schen aus ihren Häu­sern ver­trie­ben. Wie vie­le Men­schen ernst­haft Flucht­plä­ne hegen, ist unklar. Tür­ki­sche Medi­en berich­ten von Hun­der­ten afgha­ni­schen Flücht­lin­gen, die pro Tag ver­su­chen, die Gren­ze zwi­schen Iran und der Tür­kei zu über­que­ren. Er gehe davon aus, dass sich die Situa­ti­on in Afgha­ni­stan noch ver­schlech­tern wer­de, sag­te Cas­tel­luc­ci. Es sei auch eine mora­li­sche Ver­pflich­tung des Wes­tens, den Flücht­lin­gen zu hel­fen. Die EU-Staa­ten müss­ten zumin­dest eini­ge Schutz­su­chen­de aus den Nach­bar­län­dern oder der Tür­kei aus­flie­gen. Nur so kön­ne man sicher­stel­len, dass die Län­der in der Regi­on ihre Gren­zen für afgha­ni­sche Flücht­lin­ge offen hielten.

Bis­her nimmt Deutsch­land pro Jahr maxi­mal 5.000 Flücht­lin­ge über ein Resett­le­ment-Pro­gramm auf, dar­un­ter nur weni­ge Afgha­nen. Cas­tel­luc­ci bezeich­net das als „gera­de­zu lächer­li­chen Bei­trag”, er will die Quo­te min­des­tens ver­dop­peln. Genau­so wich­tig sei es, die EU-Hil­fen für syri­sche Flücht­lin­ge in der Tür­kei auf afgha­ni­sche Schutz­su­chen­de aus­zu­wei­ten. „Wo Men­schen stran­den, müs­sen sie ver­sorgt wer­den. Sonst zie­hen sie wei­ter”, sagt Cas­tel­luc­ci. 2015 habe die Kür­zung der Hilfs­gel­der für die Nach­bar­län­der Syri­ens dazu geführt, dass die Bür­ger­kriegs­flücht­lin­ge sich auf den Weg nach Euro­pa gemacht hät­ten. „Dar­aus müs­sen wir lernen”.

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