Poli­tik: Deutsch­land offen für Ein­satz in Libyen

Bundeswehr-Soldat - Bundeswehr - Abzeichen - Soldat - Person - Gewehr - Waffe - Wiese - Uniform Foto: Sicht auf einen Bundeswehr-Soldaten, Urheber: dts Nachrichtenagentur

Nach dem Vor­schlag der ita­lie­ni­sche Regie­rung, eine euro­päi­schen Sicher­heits­trup­pe zur Über­wa­chung eines erhoff­ten Waf­fen­still­stands in Liby­en auf­zu­stel­len, signa­li­siert auch Deutsch­land grund­sätz­lich Bereitschaft.

Das berich­tet die „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung” (FAS). Aus dem Aus­wär­ti­gen Amt hieß es dazu gegen­über der FAS: „Die Bun­des­re­gie­rung plant für die Zeit nach der Kon­fe­renz einen struk­tu­rier­ten Nach­fol­ge­pro­zess. Die­ser soll die Umset­zung der Beschlüs­se des Gip­fels sowie den wei­te­ren inner­li­by­schen poli­ti­schen Pro­zess unter der Ägi­de der Ver­ein­ten Natio­nen begleiten.”

Der CDU-Außen­po­li­ti­ker Rode­rich Kie­se­wet­ter sag­te der FAS:: „Eine inter­na­tio­na­le, von der UN man­da­tier­te Schutz­mis­si­on ist ein mög­li­ches Sze­na­rio, um einen umfas­send beschlos­se­nen Frie­dens­pro­zess abzu­si­chern. Euro­pa wür­de damit unmit­tel­bar in sei­ner Nach­bar­schaft nach­hal­tig zu Sta­bi­li­tät und Frie­den bei­tra­gen kön­nen.” Aller­dings müs­se das auch gründ­lich bedacht wer­den. „Die EU muss ihre Optio­nen prü­fen, um ein glaub­wür­di­ges Ange­bot zur Unter­stüt­zung an Liby­en machen zu kön­nen und um sich als wie­der hand­lungs- und gestal­tungs­fä­hi­gen Akteur gegen­über Russ­land und den Regio­nal­mäch­ten ins Spiel zu brin­gen.” Eine Mis­si­on könn­te ein sol­cher Bei­trag sein. Ähn­lich sieht es sein Frak­ti­ons­kol­le­ge Johann Wade­phul: „Erst wenn die Kon­flikt­par­tei­en dem grund­sätz­lich zustim­men, ist es nötig und sinn­voll, über Art und Umfang eines Enga­ge­ments der UN in Liby­en zu dis­ku­tie­ren.” Wün­schens­wert sei ein sol­cher Ein­satz alle­mal, betont Wade­phul in der FAS.

Der SPD-Außen­po­li­ti­ker Nils Schmid sag­te der FAS: „Deutsch­land als Initia­tor des Ber­li­ner Pro­zes­ses steht im Fal­le einer Ver­stän­di­gung aller betei­lig­ten Kon­flikt­par­tei­en selbst­ver­ständ­lich auch in der Mit­ver­ant­wor­tung, dass eine sol­che Ver­ein­ba­rung erfolg­reich umge­setzt wird.” Deutsch­land habe „selbst­ver­ständ­lich ein gro­ßes Inter­es­se dar­an, den seit neun Jah­ren wäh­ren­den Bür­ger­krieg in Liby­en zu been­den”. Sein Kol­le­ge Chris­toph Mat­schie mein­te: „Auf der Liby­en-Kon­fe­renz in Ber­lin wird das kein The­ma sein, dafür ist es noch zu früh. Aber natür­lich soll­te Deutsch­land offen sein für eine sol­che Mis­si­on, wenn die ent­spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen gege­ben sind. Der Waf­fen­still­stand muss ein­ge­hal­ten wer­den, es bräuch­te einen Frie­dens­ver­trag, der durch die UN-Trup­pen kon­trol­liert wer­den könn­te. Und der Sicher­heits­rat muss zustimmen.”

Für die Grü­nen sag­te Omid Nou­ri­pour der FAS: „Es wäre unklug, einen euro­päi­schen Ein­satz in Liby­en von vorn­her­ein aus­zu­schlie­ßen. Aller­dings sind damit sehr hohe Hür­den ver­bun­den. Wir Grü­ne prü­fen jeden Bun­des­wehr­ein­satz auf des­sen recht­li­che, poli­ti­sche und mili­tä­ri­sche Sinn­haf­tig­keit, wenn ein kon­kre­tes Man­dat der Bun­des­re­gie­rung vorliegt.”

Ste­fan Lie­bich von der Links­par­tei ist zwar grund­sätz­lich für einen UN-Ein­satz, aber gegen eine deut­sche Betei­li­gung. Der FAS sag­te er: „Wenn es gelän­ge, unter dem Dach der UN eine nach­hal­ti­ge Frie­dens­lö­sung für Liby­en zu ver­han­deln, dann soll­ten die fünf stän­di­gen Mit­glie­der des Sicher­heits­rats auch bereit sein, die­se mit Blau­hel­men zu garan­tie­ren, vor­aus­ge­setzt, es wer­de von Liby­en so gewünscht.” Die FDP-Frak­ti­on ist vor­sich­ti­ger. Über ein UN-Man­dat mit deut­scher Betei­li­gung nach­zu­den­ken, sei viel zu früh, sag­te der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Frank Mül­ler-Rosen­tritt der FAS: „Die Inter­es­sen­la­ge ist kom­plex, des­we­gen müs­sen alle Ver­hand­lungs­part­ner an den Tisch geholt wer­den.” Wich­tig sei, das Euro­pa ein­heit­lich auf­tre­te, „damit wir auf Augen­hö­he mit Russ­land und der Tür­kei ver­han­deln können”.

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